Als Alexander Fleming 1928 das Penizillin entdeckte, begann ein weltweiter Siegeszug gegen einst gefürchtete Infektionskrankheiten. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de warnt davor, dass Mediziner mittlerweie dazu neigen, nahezu banale Krankheiten mit Antibiotika zu behandeln.
Zu viele Patienten mit banalen Infekten wie Erkältung oder Husten schlucken Antibiotika, um schnell wieder fit zu werden. „40 bis 60 Prozent aller Antibiotika-Verordnungen sind zumindest theoretisch überflüssig“, schätzt Michael Kresken von der Paul-Ehrlich-Gesellschaft.
Keine Antibiotika bei Bronchitis
Zum Beispiel die akute Bronchitis: Nur in etwa fünf Prozent der Fälle lösen Bakterien den Husten aus. Viel häufiger dagegen sind Viren schuld, gegen die Antibiotika gar nicht wirken. Für Husten und Kopfschmerzen brachten die Medikamente überhaupt keinen Vorteil. Fieber sank mit Antibiotika bereits nach einem Tag, ohne ging es nach 48 Stunden zurück. Laut einer britischen Studie litten erkältete Versuchsteilnehmer knapp einen Tag kürzer unter Abgeschlagenheit oder Schlafstörungen, wenn sie Antibiotika einnahmen. Dieser minimale Nutzen rechtfertigt die Verschreibung nicht.
Oft erwarten Patienten Antibiotika
In der Praxis verordnen Ärzte dennoch häufig Antibiotika – zum einen, weil Patienten ein Rezept erwarten, zum anderen, weil sie glaubten, so besonders schnell wieder fit zu sein. Kinder mit Mittelohrentzündung erhalten fast immer ein Antibiotikum, obwohl in 70 Prozent der Fälle Viren die Auslöser sind. Dennoch hat diese Praxis einen guten Grund: „Bei diesem Drittel könnte sich Folgeerkrankungen einschließlich einer gefährlichen Meningitis entwickeln“, rechtfertigt Michael Kresken das Rezept. Auch gegen andere häufig durch Bakterien verursachten Leiden wie die oft sehr schmerzhaft verlaufenden Harnwegsinfektion oder Lungenentzündung ist der Einsatz von Antibiotika sinnvoll. „Der Arzt muss das immer im Einzelfall entscheiden“, ergänzt Michael Kresken.
Menschen nehmen sich keine Zeit mehr um sich auszukurieren, stattdessen nehmen sie Antibiotika
„Es wäre falsch, die Verordnung von Antibiotika grundsätzlich zu verteufeln“, sagt auch Vera Gotsch-Rüdt, Vorstandsvorsitzende des Verbandes klassischer Homöopathen Deutschlands VKHD. „Es gibt ja Fälle, in denen sie notwendig sind. Antibiotika können Leben retten.“ Doch die Massenverordnungen gegen banale Infekte ist den alternativen Medizinern ein Dorn im Auge. „Das ist auch ein gesellschaftliches Problem. Die Menschen nehmen sich keine Zeit mehr, um sich auszukurieren. Aber wer Fieber hat, gehört ins Bett, nicht an den Arbeitsplatz!“ Mit dem medikamentösen Schnellschuss tut der Mensch sich auf Dauer keinen Gefallen: Denn Antibiotika beseitigen zwar Bakterien. „Entzündete Nebenhöhlen, Mandeln oder Bronchien brauchen trotzdem Zeit, um zu heilen“, betont Vera Gotsch-Rüdt. Wer nicht darauf achtet, leidet häufiger unter immer wiederkehrenden Infekten.
Das regelmäßige Einnehmen von Antibiotika kann die imedo-Gesundheitsredaktion nicht empfehlen, denn: Langfristige Schäden der Darmflora durch Antibiotika. Hat man die Einnahme von Antibiotika jedoch begonnen, sollte man sie nicht vorzeitig beenden.