Innerhalb der letzten fünf Jahre hat sich die Zahl der Infektionen mit Syphilis in Deutschland fast verdoppelt. Grund dafür sind zunehmende Sorglosigkeit und häufigere Partnerwechsel in der Schwulenszene. Denn nach wie vor gehen 75 Prozent der Ansteckungen auf das Konto homosexueller Männer, wie das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de berichtet.
Was ist Syphilis?
Die Syphilis, auch bekannt unter dem Namen Lues, ist eine weltweit verbreitete, chronisch verlaufende, bakteriell bedingte Krankheit, die meist durch Geschlechtsverkehr übertragen wird, aber auch in der Schwangerschaft zur Infektion des ungeborenen Kindes führen kann. Der Krankheitsauslöser der Syphilis ist das Bakterium Treponema pallidum.
Ansteckungsrisiko hinsichtlich Syphilis in der Schwulenszene am Höchsten
Zu Beginn der Meldepflicht 2001 wurden zunächst 1697 Fälle der Geschlechtskrankheit registriert, 2006 waren es genau 3147, teilte das Berliner Robert-Koch-Institut mit. Schon in den beiden Vorjahren waren ähnlich viele Infektionen gemeldet worden. Die höchsten Infektionsraten wiesen im vergangenen Jahr Berlin mit 168 gemeldeten Fällen pro einer Million Einwohner und Hamburg mit 75 Fällen pro einer Million Einwohner auf. Am wenigsten betroffen waren die Bundesländer Schleswig-Holstein, Brandenburg und Thüringen mit weniger als 20 Fällen pro einer Million Einwohner. 73 Prozent aller Syphilis-Infektionen treffen Männer, die ungeschützten Sex mit Männern haben. Das Ansteckungsrisiko liege bei homosexuellen 200 bis 300 Mal höher als bei heterosexuellen Kontakten. Hier finden sich viele Infektionen im Prostituierten- und Drogenbeschaffungsmilieu oder auch bei Besuchern von Swingerclubs.
Ursprung und Ausbreitung der Syphilis
Die Frage der Entstehung ist bis heute nicht restlos geklärt. Die Theorie der „Alten Welt“ vermutet eine Mutation eines bestehenden Erregers, was einen plötzlichen Charakterwandel der ursprünglich wahrscheinlich harmlosen Hauterkrankung zur Erkrankung mit aggressivem Verlauf verursacht hat. Die Theorie der „Neuen Welt“ postuliert die Einschleppung des Erregers aus Haiti durch Christoph Kolumbus. Einiges spricht für die zweite Theorie. Seit aber vor einigen Jahren in Hull (Großbritannien) Knochen mit Syphilisbefall aus der Ära vor Kolumbus gefunden wurden, wird auch spekuliert, ob möglicherweise die Wikinger für die Einschleppung verantwortlich sein könnten.
Verlauf und Heilung der Syphilis
Die Syphilis verläuft in vier Stadien. Etwa drei Wochen nach der Infektion entsteht an der Eintrittstelle der Treponemen, ein schmerzloses, hartes Geschwür, das als harter „Schanker“ oder Ulcus durum bezeichnet wird und oft unbemerkt bleibt (primäre Syphilis). Das Geschwür ist gerötet und sondert eine farblose Flüssigkeit ab. Diese Flüssigkeit enthält sehr viele Erreger, ist also äußerst infektiös. Ein bis zwei Wochen später schwellen die benachbarten Lymphknoten an. Die Geschwüre heilen unbehandelt von selbst nach einigen Wochen ab. Es folgt die sekundäre Syphilis, drei bis sechs Wochen nach dem Auftreten des Geschwürs kommt es oft zu grippeartigen Beschwerden wie Fieber, Abgeschlagenheit oder Kopf- und Gliederschmerzen. Die Lymphknoten am ganzen Körper sind vergrößert. Nach zwei weiteren Wochen erscheint bei den meisten Erkrankten ein Hautausschlag. Zunächst sind es nur schwachrosa gefärbte Flecken, die sich in derbe, kupferfarbene Knötchen (Papeln) verwandeln. Primäre und sekundäre Syphilis heilen auch ohne Behandlung ab. Nach einem unter Umständen jahrelangen beschwerdefreien Intervall (latente Syphilis) kommt es zur Spätsyphilis mit schweren neurologischen Symptomen, Herz- und Knochenveränderungen sowie dem Befall innerer Organe. Ein Viertel der unbehandelten Patienten erkrankt an chronischer Hirnentzündung (Syphilis cerebrospinalis), die zu geistigem Abbau und Demenz führt. Richtig diagnostiziert, beispielsweise durch mikroskopischen Erregernachweis oder durch Bluttests mit Antikörperbestimmung, ist die Infektion mit dem altbewährten Penicillin gut in den Griff zu bekommen. Im Primär- und Sekundärstadium werden die Erreger zwei Wochen lang mit Penicillin bekämpft. In der Regel reicht es dabei aus, einmal oder zweimal ein langwirkendes Penicillin zu spritzen. Die Spätsyphilis muss drei Wochen lang behandelt werden. Ein schnelles Erkennen der Syphilis ist die Voraussetzung zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung im Körper.
Berühmte Menschen mit Syphilis
In der Renaissance erkrankten an der Syphilis: Karl VIII., Franz I., Heinrich VIII. und Iwan der Schreckliche. Betroffen waren auch Künstler wie Albrecht Dürer und Benvenuto Cellini. Über die Jahrhunderte wird die Liste der berühmten Syphilitiker immer länger und umfasst unter anderen Katharina die Große, Kardinal Richelieu, Francisco de Goya, Gustave Flaubert, Charles Beaudelaire, Franz Schubert, John Keats, Friedrich Nietzsche, und Oscar Wilde.
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