Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de hat beim Ernährungsmediziner Martin Lemperle nachgefragt, was eine gesunde Ernährung ausmacht und welche Ernährungslügen getrost aus den Köpfen der Menschen verschwinden können.
imedo: Was macht eine gesunde Ernährung aus?
Lemperle: Sie muss von den Kalorien her angepasst sein, das heißt, dass man darauf achten sollte, nicht zu viele Kalorien zu sich zu nehmen. Im Allgemeinen kann man sagen, dass 50 Prozent der Nahrung aus Kohlenhydraten bestehen sollte, 30 bis 35 Prozent aus Fett und 15 bis 20 Prozent aus Eiweiß. Vitamine und Mineralstoffe sollten in ausreichender Menge verzehrt werden. Viel Obst und Gemüse sollte auf dem Speiseplan stehen, wobei Gemüse den höheren Stellenwert hat. Die Nährstoffdichte von Gemüse ist zwei- bis zehnmal höher als die von Obst. Weißbrot sollte man meiden und stattdessen Vollkornprodukte essen. Eiweiß sollte nicht nur tierisch sein, pflanzliches Eiweiß liefern Hülsenfrüchte wie Bohne oder Linsen. Auch Sojaprodukte sind sinnvoll und eiweißreich.
imedo: 30 Prozent Fett klingt viel, worauf muss man dabei achten?
Lemperle: Die Hälfte der Fette sollten aus einfach ungesättigten Fetten bestehen. Diese findet man hauptsächlich in Nüssen und Pflanzenölen. Rapsöl, Walnussöl und Leinöl sind am besten für die Ernährung geeignet - sogar besser als Olivenöl. 20 Prozent der Fette sollten als gesättigte Fette und 30 Prozent als mehrfach ungesättigte Fette aufgenommen werden. Bei den mehrfach ungesättigten Fetten sollte man besonders auf die Omega-3-Fettsäuren achten. Lieferanten der Omega-3-Fettsäuren sind Seefische wie Lachs und Makrele und Hering. Zwei Mahlzeiten pro Woche sollten daher am besten aus diesen Zutaten bestehen. Da muss man natürlich auf die Kalorien achten. Stark übergewichtige Menschen sollten die Omega-3-Fettsäuren besser als Kapseln einnehmen.
imedo: Fruchtsäfte und Fruchtgummis aus der Werbung sollen angeblich wichtige Vitaminlieferanten für Kinder sein. Was muss man bei der Ernährung von Kindern beachten?
Lemperle: Fruchtsäfte sind Zuckerwasser. Bonbons sind zuckerreich und daher ebenfalls nicht zu empfehlen. Besser ist, Obst wirklich als Obst zu essen. Wichtig ist eine breitgefächerte aber nicht hochdosierte Einnahme von Vitaminen. Kinder sollten genug davon zuführen. Außerdem sollten vor allem Kinder Omega-3-Fettsäuren aufnehmen. Das fördert die Entwicklung des Gehirns.
imedo: Welche Unterschiede gibt es in der Ernährung von Schulkindern und Erwachsenen?
Lemperle: Im Prinzip sind die Ernährungsempfehlungen fast gleich - abgesehen von den Kalorien. Was die Verhältnis innerhalb der Ernährung angeht, so ist das bei beiden gleich. Bei Kindern findet man oft einen Mangel an Vitamin D oder Folsäure. Das Problem ist, das Kinder gesunde Sachen oft nicht gern essen. Wenn man sicher gehen will, dass sie genug Vitamine bekommen, kann man Kindern ruhigen Gewissens eine gute Multi-Vitamintablette geben.
imedo: Wie sieht es aus mit probiotischen Joghurts und Wellnesswasser? Wie viel braucht der Mensch wirklich?
Lemperle: Wenn er sich total gesund ernährt, braucht er davon nichts. Nur ist das in der heutigen Zeit leider kaum mehr möglich. Das fängt schon damit an, dass wir unbewusst oft Konservierungsstoffe essen, die in den Lebensmitteln enthalten sind. Die stören zum Teil die Darmflora. Probiotische Produkte sind auf jeden Fall nicht ungesund und können helfen. Es müssen nicht die teueren Produkte sein, die probiotischen Bakterien wirken alle gleich. Wellnessdrinks haben fast nur Marketing-Charakter. Die wirklich guten Inhaltsstoffe haben eine zu niedrige Konzentration.
imedo: Welche Auswirkung hat die Ernährung von Masttieren auf unsere Ernährung?
Lemperle: Es ist klar, dass die Mästung von Tieren an sich nicht zu gesünderem Fleisch führt. Oft werden Tieren mit Hormonen und Antiobiotika versorgt, die sind dann im Fleisch enthalten. Auch die wichtigen Omega-3-Fettsäuren sind im Mastfleisch deutlich weniger als von Tieren mit natürlicher Haltung. Man muss auch davon ausgehen, dass mehr verseuchtes Fleisch im Umlauf ist, als man aufdeckt. Es lässt sich aber trotzdem sagen, dass Mastfleisch nicht so ungesund ist wie sein Ruf.
imedo: Ist Zucker für Diabetiker noch immer verboten?
Lemperle: Zucker ist prinzipiell nicht verboten, Zucker vermeiden ist aber gesünder - sowohl für Diabetiker als auch für Nicht-Diabetiker.
imedo: Sind Eier wirklich schlecht für das Herz?
Lemperle: Die Meinung hat sich geändert. Man weiß heute, dass der Körper 80 bis 90 Prozent seines Cholesterins selbst produziert - unabhängig von Eiern. Eier generell nicht mehr zu empfehlen ist falsch. Das trifft nur auf Leute zu, die einen hohen Blutfettgehalt haben, weil Eier viel Fett enthalten. Selbst mehrere Eier pro Woche schaden nicht.
Wie Sie mit Gemüse richtig umgehen und gesund essen und dabei schlank werden, erfahren Sie durch die imedo-Gesundheitsnews.