Die Zahl der Amputationen in Deutschland nimmt zu: Waren 2001 noch 45.000 Menschen betroffen, meldete der Gesundheitsbericht Diabetes 2008 im vergangenen Jahr 60.000 Amputationen. Damit ist die Rate in der Bundesrepublik im europaweiten Vergleich hoch. Hinter einem Großteil der Amputationen steckt eine tückische Krankheit mit einem harmlosen Namen: die Schaufensterkrankheit. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de berichtet.
Das Ziel der St. Vincent Deklaration von 1998, die Amputationsrate von Diabetikern um die Hälfte zu reduzieren, wurde weit verfehlt. Die Amputationsrate steigt weiter an und Experten schlagen Alarm. Ursache der Amputationen sind Arteriosklerose und das diabetische Fußsyndrom. 70 Prozent der Amputationsfälle geht Diabetes mellitus voran. Diabetiker haben ein zehn bis 15fach höheres Amputationsrisiko als Nichtdiabetiker. Knapp die Hälfte der Diabetiker leidet gleichzeitig unter der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, kurz PAVK.
Schaufensterkrankheit wird unterschätzt
Das Anfangsstadium der Krankheit wird auch Schaufensterkrankheit genannt. Das klingt zwar harmlos, ist aber nicht zu unterschätzen. Die Erkrankung bezeichnet eine Gefäßverengung im Bein. Die ersten Anzeichen der Krankheiten werden oftmals nicht wahrgenommen. Betroffene lassen sich erst dann untersuchen, wenn die Schmerzen bereits im Ruhezustand auftreten und nicht auschließlich bei Bewegung.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Gefäßverkalkung nicht als solche erkannt und daher nur orthopädisch behandelt wird. Durch die mangelnde Durchblutung bilden sich Geschwüre und nicht heilende Wunden - eine Amputation ist dann oft unvermeidbar. Am häufigsten sind Zehen, Füße und Unterschenkel betroffen. Im schlimmsten Fall ist es sogar das ganze Bein.
Doch nicht nur das Amputationsrisiko ist bei PAVK-Patienten ist besonders hoch. Sie haben auch ein hohes Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko. 75 Prozent der Betroffenen sterben daran. Jeder fünfte Mensch über 65 Jahre leidet der Studie zufolge an einer PAVK, egal, ob die Symptome bereits aufgetreten sind oder nicht. Von 6880 Patienten über 65 Jahre mit leichtem bis mittleren Übergewicht leiden knapp 21 Prozent an einer PAVK, ohne davon zu wissen.
Amputationsrate wird weiter steigen
Bedingt durch die immer höher werdende Lebenserwartung und die steigende Zahl an Diabetikern, wird die Amputationsrate auch künftig weiter zunehmen. Die Deutsche Gesellschaft für Angiologie, kurz DGA, fordert daher, dass eine Dopplerdruckmessung in das Standardprogramm der Hausarztuntersuchung aufgenommen wird. Sie misst den Verschlussdruck an den Armen und den Knöchelarterien. Mediziner können Durchblutungsstörungen auf diese Weise zuverlässig erkennen. „Gesundheitspolitisch völlig unverständlich ist es, dass der Hausarzt, der ja die Patienten zuerst sieht, die zuverlässige, einfache und preisgünstige Dopplerdruckmessung für die Erstdiagnose mit der Kassenärztlichen Vereinung nicht abrechnen kann“, sagt der DGA-Präsident Karl-Ludwig Schulte. „Eine schlimme Lücke der Versorgung tut sich hier auf“.
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