Jährlich infizieren sich neun Millionen Menschen mit Tuberkulose, kurz TBC, zwei Millionen sterben daran. Damit fordert TBC neben Aids die meisten Opfer unter den Infektionskrankheiten. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Tuberkulosestämme so resistent sind, dass sie mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr behandelt werden können. In Deutschland wird nun zum ersten Mal nach über 80 Jahren ein Lebendimpfstoff klinisch geprüft. Die Aussichten sind viel versprechend. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de berichtet.
Der neue Impfstoff mit der Bezeichnung „VPM1002“ wird in der ersten klinischen Phase in Neuss an freiwilligen Probanden auf seine Sicherheit getestet. „VPM1002“ basiert auf einem seit 1921 verwendeten Impfstoff, der gentechnisch so weiter entwickelt wurde, dass er wesentlich wirksamer eine Infektion mit Tuberkulose-Bakterien verhindert als sein Vorgänger. Die wissenschaftliche Basis dazu hat das Team um Stefan Kaufmann, Direktor am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin, gelegt. „Der von französischen Forschern entwickelte BCG-Impfstoff gegen Tuberkulose ist die weltweit am häufigsten verabreichte Lebendvakzine“, erklärt Kaufmann. BCG steht für Bakterium Bacillus Calmette-Guérin und ist ein Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelter abgeschwächter Lebendimpfstoff, Vakzine genannt. Mit ihm können sogar Säuglinge geimpft werden. Gegen viele Tuberkulosestämme ist BCG inzwischen aber machtlos: „Wir wollten die stumpf gewordene Waffe BCG wieder scharf machen“, erklärt der Immunologe. „Dazu haben wir den Impfstoff gentechnisch so verändert, dass er sich vor dem menschlichen Immunsystem nicht mehr verstecken kann, sondern es optimal stimuliert.“
Zulassung des neuen Impfstoffes gegen Tuberkulose frühestens in zehn Jahren
Hierzu haben die Forscher ein Gen in die Impf-Bakterien eingebaut. Leander Grode, seinerzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Stefan Kaufmann und heute Projektleiter bei der Vakzine Projekt Management GmbH, kurz VPM, beschreibt das Verfahren: „Die Impfbakterien werden von den sogenannten Fresszellen des menschlichen Immunsystems aufgenommen und landen dort in den Verdauungsbläschen. Dank der gentechnischen Modifikation können sie sich nun aus den Bläschen befreien und so das Immunsystem gegen die Tuberkulose-Erreger wappnen.“ Bisher hat sich der neue Impfstoff im Tiermodell als äußerst wirksam und sicher erwiesen. „Diese gute Wirkung muss nun auch am Menschen nachgewiesen werden, damit der Impfstoff reif für die Zulassung wird“, erläutert der Geschäftsführer von VPM, Bernd Eisele. Kaufmann mahnt zur Geduld: „Selbst wenn sich der neue Impfstoff verträglich erweist, muss er noch weitere Testphasen auf Wirksamkeit durchlaufen. Das dauert mindestens noch zehn Jahre.“ Trotzdem - ein hoffnungsvoller neuer Impfansatz besteht.
Die imedo-Gesundheitsnews halten viele Informationen zum Thema Tuberkulose bereit. Lesen Sie auch: Tuberkulose im Wachstum, Tuberkulose auf dem Vormarsch.
Die imedo-Gesundheitscommunity ermöglicht Patienten mit TBC durch die Gruppe „Tuberkulose“ den Austausch.
(Quelle: Max-Planck-Gesellschaft)