„Höher, schneller, weiter“ – dieses Motto des Hochleistungssports bringt uns dazu, Menschen beim Laufen, Springen, Schwimmen, Werfen oder Radfahren zuzusehen. Aber was macht sportliche Höchstleistung aus, was unterscheidet Hobby- von Spitzensportlern und was passiert mit der Gesundheit nach der aktiven Zeit? Diesen und weiteren Fragen ist das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de nachgegangen und hat Lothar Böckler vom Sportmedizinischen Institut in Frankfurt am Main dazu befragt.
imedo: Was genau ist Leistungssport?
Lothar Böckler: Unter Leistungssport versteht man das intensive Ausüben eines Sports mit dem Ziel, im Wettkampf eine hohe Leistung zu erzielen. Der Leistungssport ist geprägt durch eine gewisse Professionalität, das heißt, die Zeitfenster, die für die sportliche Aktivität genutzt werden, werden maximal ausgedehnt.
imedo: Was macht sportliche Höchstleistung aus?
Lothar Böckler: Darunter fällt vor allem, dass mit einem großen Zeitaufwand und entsprechendem Energieaufwand trainiert wird und eben dadurch über die Monate und Jahre eine entsprechende körperliche Leistung gebracht werden kann. Dafür müssen allerdings auch die Grundvoraussetzungen stimmen. Neben dem Talent muss ein optimales Trainingsumfeld, insbesondere gute Trainer, gegeben sein. Das Training sollte möglichst nicht durch externe Probleme, wie beispielsweise Geldsorgen, beeinflusst werden. Zudem sollte das Verletzungsrisiko nicht durch die Freizeitgestaltung erhöht werden.
imedo: Was muss jeder Leistungssportler beachten?
Lothar Böckler: Die Ernährung sollte dem absolvierten Training entsprechend gestaltet sowie grundsätzlich ausgewogen und nährstoffreich sein. Wichtigster Energielieferant für Leistungssportler sind bei fast allen Sportarten die Kohlenhydrate. Zusätzlich sollte auch auf eine ausreichende Zufuhr von Wasser und kaliumreichen Lebensmitteln wie Obst oder Trockenobst geachtet werden. Ratsam ist außerdem eine optimale Vorbereitung des Körpers auf die bevorstehenden Wettkampfphasen.Trainingskontrollen in gewissen Abständen, insbesondere in Form von (standardisierten) Leistungstests oder Testwettkämpfen, ermöglichen eine Überprüfung der Wirksamkeit und Effizienz des Trainings.
imedo: Was ist der Unterschied zwischen einem Hobbysportler und einem Leistungssportler?
Lothar Böckler: Ein Hobbysportler ist zeitlich eingeschränkt. Er geht arbeiten und hat Familie, eventuell auch Kinder. Spitzensportler trainieren hart und das täglich mehrmals am Tag, da bleibt meistens keine Zeit für etwas anderes.
imedo: Kann ein Hobbysportler auch solche Höchstleistungen erreichen?
Lothar Böckler: Normalerweise nicht. Wer im Spitzensport nach oben kommt, hat ja noch den Talentfaktor wie beispielsweise seine biologischen Maße: Größe und Muskelstatus.
imedo: Was ist dran an der Aussage, dass der menschliche Körper durch sportliche Höchstleistung Verschleißerscheinungen unterworfen ist und viele Spitzensportler ihre Karriere aus diesem Grund an den Nagel hängen?
Lothar Böckler: Überwiegend nutzen sich Gelenkstrukturen ab, wenn Fehlbelastungen oder sogar Verletzungen in den Gelenken stattfinden. Denn jede Verletzung kann dazu führen, dass der Verschleiß größer wird. Gerade durch falsche Bewegungsabläufe können Gelenke, Sehnen oder Muskeln Schaden nehmen (z. B. Tennisarm). Ansonsten ist das Gelenk eher gutmütig und verschleißt nicht so schnell. Des weiteren ist auch entscheidend, welche Sportart man ausübt. Ist eine Sportart sehr belastend, kann es schnell zu Mikroverletzungen kommen, die zu einem schnelleren Verschleiß der Knorpel führen. Sicherlich sind Verschleißerscheinungen mit ein Grund für das Aus einer Karriere. Zu vergessen ist aber auch nicht das Alter eines Sportlers. Bei Sportarten wie Turnen, wo schon ab dem Kindesalter trainiert wird, ist die Leistungsgrenze recht früh erreicht. Bei Ausdauersportarten kommt die Leistungsgrenze erst später, da hierbei ganz andere Belastungen auf Sehnen und Gelenke wirken.
imedo: Was passiert nach der aktiven Zeit, wenn Leistungssportler zu Hobbysportlern werden?
Lothar Böckler: Wenn man sehr abrupt aufhört, wie jemand, der beispielsweise viel Ausdauersport und Krafttraining ausgeübt hat, muss das nicht immer ein schwerwiegendes gesundheitliches Risiko nach sich ziehen. Es kann aber durchaus sein, dass der Sportler Kreislaufregulationsstörungen bekommt und vegetativ geprägte Symptome erleidet wie Unwohlsein, Unruhe oder Schlafstörungen. Das kann man allerdings verhindern, indem man den Sport ein wenig weiter macht, insbesondere bei Ausdauersportlern. So können die Sportler die Zeit vom Spitzensportler zum Hobbysportler unbeschadet überstehen. Der Organismus passt sich ganz automatisch an die neue Lebenssituation an. Die Arbeitsmuskulatur von Armen, Beinen und Herz „spielt“ sich auf die neuen Anforderungen ein. Voraussetzung ist allerdings, dass das Herz völlig gesund ist.
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