Gesundheitsnews.aerzte.de

www.aerzte.de
Home » Archiv » Archiv - Gesundheit im Alltag » Die Methusalem-Strategie – G...

Die Methusalem-Strategie – Gesund mit 100, weil ein bisschen weise – Teil 6

28. Juli 2012 3 Kommentare

Bewegung für Herz und Seele

Der Zoologe Desmond Morris beschrieb uns Menschen - streng wissenschaftlich - als nackte Affen und erklärte viele unserer Verhaltensweisen aufgrund unserer entwicklungsgeschichtlichen Herkunft. Damit ging er fünf bis sechs Millionen Jahre zurück zum Anfang unserer Menschwerdung, als wir langsam aber sicher begannen, unseren Pelz zu verlieren. Diese Äußerlichkeit, die uns von den anderen 192 Affenarten unterscheidet, sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass immer noch tierische Instinkte und Notwendigkeiten unser Leben bestimmen. Unser Erbgut ist sogar noch einiges älter, und die Natur hält an erfolgreichen Strategien als gute Erinnerungen im Erbgut fest und gibt sie weiter – von Generation zu Generation. Eine dieser Strategien, die sich schon vor etwa einer Milliarde Jahren entwickelte, war die Fähigkeit, Informationen zumindest vorübergehend in einem Netzwerk aus Nervenzellen zu speichern. Die entwicklungsgeschichtlich sehr alten Quallen können nur direkt auf äußere Reize reagieren. Dagegen sind beispielsweise Seeschnecken schon befähigt, auf weitere Reize zu warten und erst dann zu reagieren. Sie besitzen ein Gedächtnis. Und wie Erik Kandel zeigen konnte, ist diese Fähigkeit weitaus weniger primitiv als es zunächst den Anschein hat. Daher erinnert sich die Natur auch an dieses geglückte Experiment, an diesen Schritt zur geistigen Erinnerungsfähigkeit, und hat ihn in unserem Erbgut verewigt. Denn es erwies sich als äußerst wertvoll, mehr als nur zwei Handlungsoptionen zu besitzen. Erinnerung ist die Grundlage für Planung. Und deshalb hat sich seither kaum etwas verändert, unsere Nervenzellen sind nur deutlich kleiner als die einer Seeschnecke, und unser Gehirn ist auch um einiges komplexer geworden, nämlich um den Faktor von etwa fünf Millionen. Kandel bekam für die Entdeckung des Gedächtnisses den Nobelpreis – und wir viele Optionen zu handeln, zumindest theoretisch. Der Preis, den wir alle für das Gedächtnis bezahlen, ist hoch. Wie ich in der letzten Kolumne andeutete, benötigt unser Gehirn fast 20 Prozent unserer Energie, obwohl es nur 2 Prozent unseres Körpergewichts ausmacht. Die Natur würde nicht so viel in eine Fähigkeit investieren, wäre sie nicht lebenswichtig. Je klarer wir in die Vergangenheit zurückblicken können, umso klarer sehen wir in die Zukunft. Nicht umsonst gebar die griechische Göttin der Erinnerung die 9 Musen: ohne Gedächtnis gibt es keine Kunst, keine Technologien, keine Kultur. Ohne Erinnerung hätten wir keine Zukunft. Schon vor einer halben Milliarde Jahren wurde der Grundstein für unser komplexes Erinnerungsvermögen gelegt. Man kann es daher in allen Wirbeltieren beobachten. Manche Vögel lernen im Frühjahr Gesänge, andere legen Nahrungsvorräte an, jeden Herbst an Tausende verschiedenen Orten. Um nicht durch den erhöhten Energiebedarf ihres Gedächtnisspeichers ein ganzes Jahr belastet zu sein, wächst ihr Erinnerungsvermögen mit der Aufgabe, und es schrumpft auch wieder, wenn es nicht mehr gebraucht wird. So spart es wertvolle Ressourcen: ein überaus nützlicher Mechanismus, an den sich die Natur gerne erinnert, auch bei uns. Auch unser Tor zur Erinnerung wächst und schrumpft mit der Aufgabe. Etwa daumengroß, tief verborgen im Inneren unseres Gehirns, hat das Tor zum Gedächtnis die außergewöhnliche Fähigkeit, lebenslang neue Nervenzellen zu bilden. Es kann sich daher bis ins hohe Alter regenerieren, seine jugendliche Frische erhalten. Schrumpft es stattdessen, verblassen die Erinnerungen und es droht die Demenz. Auch die Erinnerung an die Faktoren, die es entweder wachsen oder schrumpfen lassen, hat sich unser Erbgut gemerkt. Einen werde ich vorstellen: Bewegung! Der Jäger und Sammler, dessen Erbgut immer noch nahezu unverändert in uns steckt, fuhr nicht motorisiert zur Arbeit am Schreibtisch oder mit dem Golfwagen zum nächsten Loch, allerdings musste er sich auch täglich bewegen, aber immer aus eigener Kraft. Und je weiter sein Lebensraum, umso größer musste sein Erinnerungsspeicher sein – wie bei den Vögeln, die Wintervorräte verstecken. Sein Speichervermögen wuchs mit der Bewegung und passte sich somit seinem Bedarf an. Das tut unser Gehirn auch heute noch. Wer sich nicht bewegt, dessen Erinnerungsvermögen schrumpft! Nicht umsonst wächst die Demenz-Rate mit dem Stand der technologischen Entwicklung: Bei uns, aber inzwischen auch in den sogenannten Schwellenländern, sind die Indizien dafür leider eindeutig. Die Natur vergisst nichts, schon früher mussten wir uns (selbst) bewegen, um zu überleben. Nichts hat sich geändert. Schon eine Stunde Spazierengehen täglich, und die neuen Nervenzellen sprießen in unserem Tor zum Gedächtnis. Studien an 60 bis 70-Jährigen haben ergeben, dass schon allein damit das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, sich halbiert! Wollen Sie wissen, wie man es noch weiter reduzieren kann, dann lesen Sie die Methusalem-Strategie. Die Effekte von Bewegung auf unser Wohlergehen beschränken sich jedoch nicht nur auf den Erhalt unseres Erinnerungsvermögens. Wer rastet, der rostet. Auch unsere Organe, wenn wir sie ruhen lassen. Und das dürfen Sie wörtlich nehmen. Im normalen Stoffwechsel fallen ständig so genannte Sauerstoffradikale an, toxische Produkte, die die Immunzellen unseres Körpers einsetzen können, um Krankheitskeime zu zerstören. Aber wenn sie nicht in all den anderen Zellen unseres Körpers gezielt gehemmt werden, zerstören sie auch deren molekulare Maschinerie und auch die Erinnerung in den Zellkernen: das Erbgut! Krebs ist neben einem vorzeitigen Altern eine der dramatischen Konsequenzen. Wenn wir uns häufig bewegen, erhöhen wir unseren Energiebedarf und steigern unseren Stoffwechsel. Bewegung signalisiert dann unserem Erbgut, dass es nun sinnvoll wäre, sich vor den Sauerstoffradikalen zu schützen. Die Natur hat dafür sehr effiziente Mechanismen entwickelt, denn schließlich ist ein genetisches Programm nur erfolgreich, wenn es Gesundheit gewährleistet. Bewegung aktiviert die Herstellung körpereigener Antioxidantien, die so genannten Radikalfänger. Dafür benötigt unser Körper etwas Zeit. Wenn Sie sich also selten bewegen, aber nach dem Lesen dieses Artikels das Bedürfnis verspüren, ihr Gedächtnis behalten zu wollen und keinen inneren Rost anzusetzen, dann vergrößern Sie Ihren Lebensraum, indem Sie die Natur vielleicht mit einem Fahrrad erfahren, langsam aber stetig! Auch das Element Bewegung ist schließlich eingebettet in der Zeit – nehmen Sie sich also auch Zeit dafür. Es lohnt sich. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, warum wir um unser Leben laufen müssen, dann empfehle ich Ihnen die Methusalem-Strategie. Sie bringt alle lebenswichtigen Aspekte in der Methusalem-Formel (siehe Abbildung) zueinander in Beziehung. Sie erklärt beispielsweise, weshalb sogenannte Alzheimer-Mäuse ihrem drohenden Schicksal davonlaufen oder weshalb man auf einen leckeren Kuchen nicht verzichten muss, wenn man sich bewegt. Kurz: wie ein selbstbestimmtes Leben, das die Bedürfnisse des eigenen Körpers respektiert, wesentlich mehr Spaß macht als ein fremdbestimmtes Leben, das Ihnen unsere moderne Kultur auferlegt. Ändern Sie den Zeitgeist, indem sie sich Zeit für Ihren Geist nehmen. Übrigens: Bewegung lässt die neuen Erinnerungszellen zwar sprießen, aber damit sie auch erfolgreich unser Leben bereichern, benötigen sie auch geistige Stimulation. Unterhalten Sie sich beim Sport, indem Sie ihn in Gesellschaft betreiben, ändern Sie häufig die Umgebung und lesen Sie anregende Bücher. Die Methusalem-Strategie wäre eine gute Option. Welchen Einfluss die Ernährung in Synergie mit Bewegung entfaltet, um unsere Gesundheit bis ins hohe Alter zu erhalten, erfahren Sie in der nächsten Kolumne. Bis dahin: Bleiben Sie bewegt!
nach oben
    • Ernährung
      • Abnehmen
      • Kochschule
      • Ernährungsglossar
    • Fitness & Sport
      • Ausdauersport
      • Kraftsport
      • Marathon
      • Sportmedizin
    • Medizin
      • Augen
      • Krankheiten
      • Gesundheitsprävention
      • Psychologie
      • Sucht
      • Wissenschaft & Forschung
    • Schwangerschaft & Kind
      • Kinderkrankheiten
      • Baby-Themen
      • Kinder-Themen
      • Schwangerschaft
    • Fakt oder Mythos?
    • Generation 50+
    • Gesundheitspolitik
      • Ausland
      • Gesundheitsfonds
      • Rauchverbot
      • Recht
    • Liebe & Leidenschaft
    • Unterhaltung
      • Leseecke
      • Kolumnen
      • Kurioses
      • Prominenz
      • Schönheit
      • ÄRZTE.DE Gesundheitskolumnisten
    • Archiv
      • Jahresarchiv
äerzte.de

Arztsuche

Was? Wo?

  • Allgemeines

    • Kontakt
    • Impressum
    • Sitemap
    • Über uns
    • Datenschutz
  • Häufig gesucht

    • Beckenbodenmuskulatur
    • Lasik Therapie
    • Radieschen
    • Abnehmen laufen
    • Bierhefe Wirkung
    • Abnehmen durch Joggen
    • Reizdarm Behandlung
    • Schuppenflechte Behandlung
  • Interessante Links

    • Burnout überwinden
    • Heilpraktiker und Schmerztherapeut Horst Boss
    • Lasik und Augenlaser
    • Medicalblogs
    • Praxismarketing Tipps
  • Kontakt

    Wir kümmern uns gerne um Ihr Anliegen!

    ärzte.de Medi Service GmbH & Co. KG
    Breite Gasse 58 - 60
    90402 Nürnberg

    Fon:+49 911-4771040
    Fax:+49 911-47775147
    service@aerzte.de

  • ein Service von:

    gesundheitsnews ist ein Service von:

    mehr ÄRZTE.DE:

    ©2011-2023 gesundheitsnews.aerzte.de

  • Hinweis

    Die Informationen dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt von gesundheitsnews.aerzte.de kann und darf nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.