Victoria Beckham, Brooke Shields und Angelina Jolie kennen die Krankheit. Mit postpartaler Depression müssen sich viele Frauen auseinandersetzten – doch erst durch Prominente wird dieses Problem öffentlich. So sagte zum Beispiel Gwyneth Paltrow einem US-Magazin gegenüber: „Ich fühlte mich wie ein Zombie. In meinem Herz konnte ich nichts fühlen. Ich hatte überhaupt keine Emotionen. Ich fühlte mich nicht verbunden.“* Manche sprechen von Babyblues, Wochenbettdepression oder sogar postpartaler Psychose. Doch ist das alles das Gleiche? Und wenn nicht, wo liegen die Unterschiede?
Babyblues und Heultage
Diese leichteste Form der postpartalen Stimmungskrisen wird auch Babyblues genannt und tritt meist in der ersten Woche nach der Entbindung auf. Die frischgebackenen Mütter weinen dann viel und sind emotional geladen, weshalb diese Zeit auch oft als „Heultage“ bezeichnet wird. Sie geht auch mit Reizbarkeit, Schlaf- und Ruhelosigkeit, sowie enormem Sorgen einher und hält bis 10 Tage an. Die Zahlen über die Verbreitung des Babyblues gehen stark auseinander, sie reichen von 25% bis 70% aller Frauen. Meistens verschwindet Babyblues recht schnell wieder. Er kann sich aber auch zur Wochenbettdepression entwickeln.
Postpartale Depression
Zur postpartalen Depression kann es jederzeit, sogar noch 2 Jahre nach der Entbindung, kommen! Die Wochenbettdepression entwickelt sich meist schleichend und wird häufig erst durch ihre körperlichen Symptome wie Kopfschmerzen, Herzbeschwerden, Konzentrations- und Schlafstörungen entdeckt. Zu diesen kommen dann Traurigkeit, extreme Reizbarkeit und innere Leere: Die Mutter ist dem Kind gegenüber gefühllos, was quälende Schuldgefühle verursacht.
Die große Gefahr liegt in der Leugnung der Krankheit aus Scham, man könne als schlechte Mutter gelten. Durch diese Scham- und Schuldgefühle sind betroffene Mütter teilweise suizidgefährdet, weshalb eine stationäre Behandlung und Betreuung notwendig werden kann.
Postportale Psychose
Ein bis drei Promille aller entbindenden Frauen sind von dieser stärksten Version der Krankheit, mit psychiatrischer Komplikation betroffen. Sie beginnt abrupt und relativ kurz, also ein bis zwei Wochen nach der Geburt. Die Mutter erlebt zum Beispiel Wahnvorstellungen, Angstzustände oder starke Unruhe durch eine Mischung aus Manie, Depression und Schizophrenie. Betroffene sollten sich unbedingt an einen qualifizierten Arzt wenden. In den meisten Fällen ist eine schnelle Einweisung zum Schutz für Mutter und Kind notwendig. Bekommen die betroffenen Mütter Hilfe ist auch die komplette Ausheilung möglich.
Doch wo liegen die Gründe für diese Erkrankungen?
Hier gibt es viele Faktoren und keine eindeutige Ursache. Auf der einen Seite stehen die biologischen Aspekte: erstens die körperliche Veränderung und Erschöpfung durch die Geburt. Der Babyblues zum Beispiel wird oft durch den Hormonabfall nach der Geburt ausgelöst. Das Sinken des Progesteron- und Östrogenspiegels sorgen für Depressivität und Schlaflosigkeit. Auch kann beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion eine postpartale Depression verursachen.
Weitere Erklärungsansätze liegen in den psychischen Bedingungen. So sind psychische Vorerkrankungen, finanziellen Sorgen oder auch traumatische Ereignisse, zum Beispiel eine überdurchschnittlich schwere Geburt wichtige Faktoren. Manchmal fällt es der Mutter auch schwer, sich von ihrem „alten Leben“ zu verabschieden oder sie leidet unter Versagens- oder Schmerzangst.
Außerdem spielt die soziale Komponente eine große Rolle, so zum Beispiel fehlende Unterstützung. In Naturvölkern, wo die Verantwortung für ein Baby auf mehreren Schultern liegt oder in manchen ländlichen Regionen, wo die junge Mutter in ihrem Elternhaus besonders viel Hilfe und Pflege bekommt, treten keine postpartalen Depressionen auf. Das zeigt, dass der Grund für die Depression auch im Perfektionismus und den überhöhten Erwartungen unserer Gesellschaft der Mütter gegenüber liegt. Die Frauen sollen sofort nach Geburt wieder fit sein, alles locker und ohne Hilfe wegstecken. Das entspricht aber meist nicht der Realität!
Gute Vorbereitung hilft!
Sinnvoll ist es, sich bewusst zu sein, dass eine Geburt keineswegs spurlos an einem vorbei geht und dass die Gefahr der Depression besteht. Man sollte sich über hormonelle Veränderungen und die Abläufe einer Schwangerschaft, Entbindung und so weiter informieren, zum Beispiel in unserem Infocenter Schwangerschaft und Stillzeit.
Suchen Sie sich außerdem Unterstützung für Haushalt und co. in der Zeit nach der Geburt, denn das Kind kann Sie voll beanspruchen. Aber lassen Sie sich beruhigen, auch wenn es der Mutter im Moment der Erkrankung unvorstellbar ist, die postportalen Depressionen sind sehr gut, zu nahezu 100% heilbar! Dafür sollte man aber bei der Depression oder Psychose unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, weshalb sich ein Bewusstsein dafür entwickeln muss, dass diese Erkrankung verbreitet ist. Nur wenn man dazu steht und die Krankheit nicht tabuisiert, kann man sich helfen lassen und hilft gleichzeitig allen Frauen, denen es ähnlich geht!
*Gwyneth Paltrow zitiert aus einem Artikel in Der Welt
ärzte.de MediService GmbH & Co. KG stellt sich vor:
ÄRZTE.DE entstand aus einer Weiterentwicklung der Marke „imedo.de“.
Ganz nach dem Grundsatz „value to the costumer“ schlägt ärzte.de die Brücke zwischen dem Anspruch des Patienten und den Zielen des Arztes. Wir wissen um die Bedürfnisse unserer Kunden und um ihren Wert. Daher investieren wir kontinuierlich in diese Ergebnisse um einzigartige Leistungen und Lösungen zu generieren.
Das ärzte.de-Team setzt sich nicht nur zum Ziel, Patienten bei ihren Gesundheitsentscheidungen transparent, authentisch und fachkundig zu unterstützen. Sondern auch, Ärzte darin zu fördern, ihre Bekanntheit und ihr positives Image zu steigern. Mittels zahlreicher Partnerportale und deren nutzenorientierter Funktionalität können sich unsere Ärzte optimal im Web positionieren, die Bindung zu ihren Patienten stärken und neue Zielgruppen erschließen.
Hannah Ehlers, Redaktion Gesundheitsnews