Kurz vor dem Start des Gesundheitsfonds im Januar hat eine Umfrage sich mit der momentanen Zufriedenheit der Bundesbürger bezüglich des Gesundheitswesens beschäftigt. Das Ergebnis ist alles andere als zufriedenstellend. Zudem wurde gerade bekannt, dass etwa jede zehnte medizinische Behandlung in Europa qualitativ schlecht ist. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de berichtet.
Nach Angaben der Brüsseler EU-Kommission ist jede zehnte medizinische Behandlung in der Europäischen Union, EU, fehlerhaft. „In rund zehn Prozent der Fälle entsteht in der EU bei medizinischen Behandlungen Schaden. Medizinische Fehler sind eine echte Herausforderung für die europäischen Gesundheitssysteme“, sagte die EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou der Tageszeitung „Die Welt“. Sie forderte die Mitgliedstaaten auf, die Sicherheit und die Rechte der Patienten zu verbessern: „Wir erwarten, dass die Mitgliedstaaten eine Reihe von Empfehlungen umsetzen, um die Sicherheit von Patienten zu verbessern. Dazu gehört auch, dass im Falle von medizinischen Behandlungsfehlern Klagen erleichtert werden und eine Entschädigung sichergestellt wird“, sagte Vassiliou. Sie will am Mittwoch konkrete Pläne vorlegen. Laut Kommission treten pro Jahr, allein in Krankenhäusern bei medizinischen Behandlungen in 15 Millionen Fällen, Fehler auf.
Verbesseung des Gesundheitswesens: Patientenrechtgesetz gefordert
Der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, VZBV, Gerd Billen, forderte von der Bundesregierung ein „Patientenrechtegesetz“, das Rechte und Pflichten zwischen Arzt und Patient klar regelt. „Für die Opfer ist es wichtig, dass entstandene Schäden möglichst unkompliziert geregelt werden. Leider ist dies derzeit selten der Fall, weil die Beweislast meist beim geschädigten Patienten liegt. Dies muss geändert werden“, sagte Deutschlands oberster Verbraucherschützer.
Rund 10.000 Fälle landen in Deutschland jährlich vor Gericht oder bei den medizinischen Diensten der Krankenversicherer, weil Patienten sich falsch behandelt fühlen. Insgesamt werden rund 40.000 Fälle pro Jahr bekannt, in denen sich Patienten falsch behandelt fühlen - die Dunkelziffer liegt nach Angaben von Experten aber deutlich höher. Am häufigsten werden laut Bundesärztekammer Chirurgen Fehler vorgeworfen. Es folgen Orthopäden, Internisten und Gynäkologen.
60 Prozent der deutschen Patienten und 57 Prozent der Ärzte mit Gesundheitswesen unzufrieden
Die Mehrheit der Bevölkerung ist unzufrieden mit der Gesundheitsversorgung in Deutschland. 60 Prozent der Bürger finden, dass sich die Qualität im Gesundheitswesen in den vergangenen Jahren verschlechtert hat. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach im Auftrag des Finanzberaters MLP, über die die „Welt am Sonntag“ berichtete. Gesunken ist laut Umfrage auch das Vertrauen der Deutschen in den eigenen Krankenversicherungsschutz. 29 Prozent der Befragten fühlen sich nicht ausreichend abgesichert. Vor drei Jahren sagten dies nur 25 Prozent.
Für die Studie befragte das Institut für Demoskopie Allensbach 1800 Bürger. Auch 517 Ärzte wurden nach ihrer Einschätzung des Gesundheitswesens gefragt. Die Mediziner äußerten sich ähnlich skeptisch wie die Bevölkerung. 57 Prozent von ihnen meinen, die Qualität der Gesundheitsversorgung habe sich in den vergangenen zwei bis drei Jahren verschlechtert. Zwei Drittel der befragten Ärzte rechnen künftig mit einem Medizinermangel in ihrer Region. 76 Prozent der Ärzte sagen außerdem einen Mangel an Pflegekräften voraus.
Umfrage über Gesundheitsfonds
imedo hat in seiner Umfrage in der vergangenen Woche einen ähnlichen Trend feststellen können. Auf die Frage „Glauben Sie, dass mit dem Gesundheitsfonds das Gesundheitssystem wirklich verbessert wird?“ antworteten 66 Prozent mit „Nein“, 21 Prozent wollen abwarten, was passieren wird. Nur 14 Prozent der Teilnehmer sind sich sicher, dass der Gesundheitsfonds etwas Gutes bringen wird.
Die Qualität einer Behandlung scheint vom Geschlecht des Mediziners abhängig zu sein. Informieren Sie sich mit Hilfe der imedo-Gesundheitsnews: Gehen Sie zu einem Arzt oder einer Ärztin?