Heike Angele ist 22 Jahre alt, Studentin, Diabetikerin und Insulinpumpenträgerin. Damit ist sie eine von schätzungsweise 25.000 Diabetikern in Deutschland, die diese Form der Therapie gewählt haben. Ein noch sehr geringer Anteil bei geschätzten acht Millionen Diabeteserkrankten hierzulande. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de hat Heike Angele gefragt, wie sich ihr Leben durch die Pumpe verändert hat.
imedo: Wann wurde der Diabetes bei Ihnen festgestellt?
Heike Angele: Ich war sechs Jahre alt, als man es bei mir entdeckte. Ich musste ziemlich häufig auf die Toilette und habe extrem viel getrunken, also die typischen Merkmale. Mein Kinderarzt war nicht der Beste, aber er vermutete, dass es Diabetes ist und hat uns ins Krankenhaus geschickt. Da musste ich dann auch direkt vier Wochen lang bleiben, zum Einstellen.
imedo: War die Insulinpumpe die erste Wahl der Therapie?
Heike Angele: Ich habe zuerst gespritzt und wegen meines schlechten Glykohämoglobin-Wertes hat meine Mutter beim Arzt das Thema Pumpe angesprochen. Die Pumpe habe ich jetzt seit fünf Jahren. Davor war es so, dass ich dreimal am Tag regulär gespritzt habe. Bis zur Einstellung auf die Pumpe habe ich ab und zu auch sechs bis sieben Mal täglich spritzen müssen.
imedo: Was ist mit der Pumpe anders als mit der Spritze vorher?
Heike Angele: Mein Leben mit der Pumpe ist sehr gut, ich möchte sie nicht mehr missen. Das Größte daran ist, dass ich ausschlafen kann. Wenn ich mal nichts essen möchte, dann lass ich es einfach. Früher beim Spritzen war es so, dass ich, wenn ich gespritzt hatte, auch essen musste. Jetzt führe ich mir nur dann Insulin zu, wenn ich auch etwas essen möchte. Meine Werte haben sich verbessert und es ist einfach sehr angenehm, nur noch auf einen Knopf drücken zu müssen. Ich habe auch weniger Unterzuckerungen, weil mein Zucker durch die Pumpe sehr gut eingestellt ist. Auch das Essen in der Öffentlichkeit ist einfacher, da ich nicht mehr auf die Toilette gehen muss, um zu spritzen. Wobei meine Freunde sich nie daran störten, wenn ich am Tisch gespritzt habe, aber man weiß ja nie, wie fremde Menschen darauf reagieren.
imedo: Inwiefern schränkt der Diabetes Sie ein?
Heike Angele: Eingeschränkt bin ich schon, aber nicht sehr. Ich kann beispielsweise keine Cola trinken und es gibt durchaus noch Restaurants und Bars, die keine Light-Cola führen, aber dann trinke ich eben etwas anderes. Auch, wenn ich mich unvorbereitet viel bewege, bin ich eingeschränkt, weil ich dann schnell mal eine Unterzuckerung bekomme. Für solche Notfälle muss ich immer etwas Traubenzucker oder Geld dabei haben, um mich schnell versorgen zu können. Auch muss ich mein Testgerät immer bei mir führen. Wenn ich auf Reisen gehe, habe ich durchaus mehr zu tragen als andere. Ich muss an meine Blutzuckertestsachen denken und an mein Pumpenzubehör. Da ist es mit dem Spritzen einfacher, weil man weniger mitnehmen muss. Aber das hat mich alles nicht davon abgehalten, für drei Monate allein nach Australien zu gehen.
imedo: Ist die Pumpe zu sehen und werden Sie darauf angesprochen?
Heike Angele: Meine Pumpe ist recht groß. Tagsüber trage ich sie immer in der Hosentasche und für die Nacht habe ich einen Gürtel, an dem ich die Pumpe festmache und hin- und herbewegen kann. So stört sie mich nicht beim Schlafen. Ich wurde schon öfter angesprochen, dass ich mein Handy weglegen soll, wenn ich die Pumpe in der Hand hatte. Bisher hatte ich aber noch nie ein wirklich negatives Erlebnis, ich bin eher auf positives Interesse gestoßen. Ich habe kürzlich ein vierwöchiges Praktikum in einer Schule gemacht und war überrascht, dass mich niemand auf die Pumpe angesprochen hat. Man kann sie leicht mit einem Handy verwechseln, wenn sie in der Hosentasche getragen wird. Ab und zu kommt der Schlauch der Pumpe aber eben doch zum Vorschein, auch wenn ich sehr darauf achte, dass immer alles bedeckt ist.
imedo: Was möchten Sie anderen Diabetikern mit auf den Weg geben?
Heike Angele: Ich finde, man sollte seine Krankheit akzeptieren. Gerade mit Diabetes kann man heute wirklich gut leben. Ich möchte auch jedem ans Herz legen, sich über eine Insulinpumpe zu informieren, da es einem das Leben doch erleichtert. Klar muss man immer etwas bei sich tragen, aber das wird zur Gewohnheit und ich sehe meine Pumpe nicht als etwas Negatives oder Lästiges, sondern als etwas sehr Positives.
Patienten mit Diabetes haben es derzeit sehr viel leichter, als noch vor wenigen Jahren. Die imedo-Gesundheitsnews informieren über Diabetes im Wandel.