Eine 18-jährige Schülerin ist vor wenigen Tagen in Berlin an den Folgen einer Hirnhautentzündung gestorben. Ursache der Erkrankung waren Meningokokken. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de hat bei Johannes Elias vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie in Würzburg nachgefragt, warum Meningokokken so gefährlich sind und wie man sich schützen kann.
imedo: Was sind Meningokokken?
Johannes Elias: Meningokokken sind Bakterien, die in den meisten Fällen harmlos sind und von circa zehn Prozent der Bevölkerung im Nasen-Rachen-Raum getragen werden. In seltenen Fällen verbleiben sie jedoch nicht da sondern verursachen aus ungeklärten Gründen Erkrankungen wie Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung.
imedo: Wie viele Fälle sind das jährlich und wie viele enden tödlich?
Johannes Elias: In Deutschland werden jährlich 400 bis 800 Fälle gemeldet. Die Sterblichkeit liegt trotz Behandlung zwischen acht und zehn Prozent.
imedo: Wie kann man sich schützen?
Johannes Elias: Seit 2006 besteht eine Impfempfehlung gegen Meningokokken der Serogruppe C. Unglücklicherweise kann mit derzeitigen Impfstoffen nur einem Drittel aller Fälle vorgebeugt werden, da es keine lizensierte universelle Meningokokken-Impfung gibt. Zwei Drittel aller Fälle sind derzeit leider nicht durch eine Impfung verhinderbar.
imedo: Warum sind vorwiegend Kinder und Jugendliche von Meningokokken-Krankheiten betroffen?
Johannes Elias: Kleinkinder sind nach der Stillzeit aufgrund der kürzeren Auseinandersetzung mit der bakteriellen Umwelt und der geringeren Reifung des Immunsystems weniger gegen Meningokokken geschützt. Ihr Erkrankungsrisiko ist demnach im Vergleich zu anderen Altersgruppen hoch. Bei Jugendlichen ist die Erklärung nicht so eindeutig. Man nimmt an, dass verhaltensabhängige Risikofaktoren hinzukommen, wie zum Beispiel das Küssen. Im Laufe des Lebens nimmt durch wiederholte Episoden unbemerkten Trägertums der erworbene Schutz gegen Meningokokken zu. Erkrankungen nach dem 30. Lebensjahr sind verhältnismässig selten.
imedo: Wie werden die Meningokokken verbreitet?
Johannes Elias: Der Keim braucht eine große Nähe um zwischen Menschen übertragen zu werden. Er fliegt nicht kilometerweit durch die Luft und überlebt in der unbelebten Umwelt nur für kurze Zeit. Es gibt auch kein tierisches Reservoir. Ein enger zwischenmenschlicher Kontakt ist also für die Übertragung notwendig.
imedo: Warum werden Meningokokken-Erkrankungen schwer erkannt?
Johannes Elias: Die Anfangssysmptome einer Meningokokken-Erkrankung sind unspezifisch. Wenn der Arzt keine Erfahrung mit der Erkrankung hat oder nicht mit ihr rechnet, kann es relativ schnell zu Verwechslungen kommen. Das Problem ist aber, dass es schwer ist, auf diesem Feld Erfahrung zu sammeln. Die Erkrankung ist selten und viele Ärzte sehen Meningokokken-Erkrankungen zweimal in ihrer Karriere, wenn sie nicht auf dieses Gebiet spezialisiert sind. Es ist beispielsweise bekannt, dass bei Folgefällen die Überlebenschance höher als beim Erstfall ist, da Ärzte bei Wiederholungsfällen bereits sensibilisiert sind. Insgesamt ist es aber dennoch so, dass bei rechtzeitig eingeleiteter Therapie circa 90 Prozent der Erkrankten überleben.
Die imedo-Gesundheitsnews informieren Sie über Meningokokken: Meningokokken – gefährliche Krankheitserreger.