Wie oft wurde in den vergangenen Jahren immer wieder über die jungen Akademikerinnen geschimpft, die sich aus reinem Egoismus gegen Kinder entscheiden und stattdessen lieber Karriere machen? Wieviel ist dran am Klischee der kinderlosen, akademisch gebildeten Karrierefrau? Eine Studie der Universität Münster und das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de geben Antworten.
Karriere statt Kind - angeblich immer öfter die Wahl gut ausgebildeter junger Frauen. Auf jede Frau kommen in Deutschland 1,33 Kinder. Die meisten Kinder haben sozial eher niedrig einzustufende Familien mit vergleichsweise geringem Einkommen und Bildungsstand. Ganz so pauschal kann man das aber nicht mehr sagen. Der Haushaltswissenschaftler Rainer Hufnagel von der Universität Münster hat in einer Studie nachgewiesen, dass junge Akademikerinnen keineswegs die Gruppe mit einer besonders niedrigen Geburtenrate bilden. Er sieht hier auch keinen Interventionsbedarf.
Je schlauer die Frau, desto mehr Nachwuchs
Zwar ist nach seinen Ergebnissen die Bildungsexpansion der Frauen mitverantwortlich für den Rückgang der Geburtenrate, aber hier würde auch der Effekt des empfundenen Wohlstandes eine Rolle spielen. Dieser besagt, dass auch bei durchschnittlich wachsender Güterversorgung der empfundene Wohlstand zurückgehen kann, wenn die Ansprüche schneller wachsen. Bis zum Beginn der 90er Jahre hätte es einen sich negativ auf die Geburtenrate auswirkenden Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand der Frau und der Anzahl der geborenen Kinder gegeben. Seit Mitte der 90er Jahre geht dieser negative Effekt zurück und entwickelt sich gegenteilig: Je besser die Bildung und die berufliche Entwicklung einer Frau ist, desto mehr Kinder bringt sie zur Welt.
Weniger Nachwuchs im Osten
Weiterhin haben Faktoren wie Lebenssituation oder Wohnort Einfluss auf den Fortpflanzungswunsch. Wenn eine Frau verheiratet ist, hat dies laut Hufnagel einen deutlich positiven Einfluss auf die Geburtenziffer. Die Wahrscheinlichkeit einer Ehe nehme zwar mit steigendem Bildungsniveau der Frau ab, das habe allerdings den Zusammenhang zwischen Humanvermögen der Frau und der Geburtenziffer lediglich gedämpft. Auch das Humanvermögen des Ehemannes ist mitentscheidend für den Kinderwunsch. Je höher es liegt, desto höher ist die Anzahl der geborenen Kinder.
In den neuen Bundesländern ist die Geburtenzahl niedriger als im Westen. Dies lässt sich nach Hufnagel ebenfalls mit dem Effekt des gefühlten Wohlstandes erklären. Der materielle Wohlstand ist im Osten zwar durchaus gestiegen, allerdings fanden sich viele Menschen verglichen mit DDR-Zeiten in einer neuen Einkommensposition.
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