„Niemand bringt sich gerne um“ hieß ein Motto des „Angehörige um Suizid e.V.“ und doch tun es jährlich weltweit rund eine Million Menschen. Die meisten Menschen leiden an Depressionen und ihnen könnte noch besser geholfen werden. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de berichtet.
Die Selbstmordrate in Deutschland ist nach Expertenaussagen auf einen „historischen Tiefstand“ gesunken: Bundesweit nahmen sich 9402 Menschen im vergangenen Jahr das Leben. Im Jahr 2005 habe diese Zahl noch bei 10.260, vor einem Jahrzehnt bei rund 12.000 gelegen, sagten Ärzte und Psychiater des „Bündnisses gegen Depression“. Allerdings müsse man zu den Angaben des Statistischen Bundesamtes noch eine hohe Dunkelziffer unerkannter Suizide hinzurechnen. Möglicherweise liege die wirkliche Zahl um ein Viertel höher als in der amtlichen Statistik verzeichnet.
Alle 47 Minuten ein Selbstmord
Laut Statistik starb 2007 in der Bundesrepublik im Schnitt alle 47 Minuten ein Mensch durch eigenen Entschluss. Trotz stetig sinkender Suizidrate, die vermutlich auf bessere Beratung und Behandlung bei Depressionen und einer „Enttabuisierung“ dieses Themas zurückzuführen sei, kommen nach Expertenangaben immer noch mehr Deutsche durch Freitod ums Leben als durch Verkehrsunfälle, Drogen und Gewaltverbrechen zusammen.
Besondere Zurückhaltung in der Medien-Berichterstattung über Selbsttötungen forderte der Düsseldorfer Psychiater Tillmann Supprian. Genaue Schilderung von Ort und Methode fördere den Nachahmereffekt. Supprian: „Wenn sehr konkret eine bestimmte Brücke beschrieben ist, steigt die Suizid-Quote dort.“
Die meisten Suizide sind bedingt durch Depression
Bis zu 90 Prozent aller Selbsttötungen stehen im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen, meist einer Depresssion, heißt es seitens der Stiftung Deutsche Depressionhilfe. Dies sei "eine gut behandelbare Erkrankung, aus der man aber allein nicht herauskommt", erklärten die Experten. "Mit Sicherheit" kündigten mehr als die Hälfte der Suizid-Gefährdeten ihre tödliche Absicht an, sagte die Psychiatrie-Oberärztin der Rheinischen Kliniken Düsseldorf, Birgit Janssen: "Es ist wichtig, dass man Hinweise ernst nimmt."
Aus unbekannten Gründen liege die Zahl der Selbstmorde im Osten Deutschlands deutlich höher als im Westen, sagte Janssen. Dies habe nichts mit der DDR-Vergangenheit oder den wirtschaftlichen Problemen der Region zu tun. "Dieses Phänomen kannte man schon vor dem Zweiten Weltkrieg", erklärte die Ärztin.
Asien hält den traurigen Rekord hinsichtlich Suizid
In der Statistik für 2005 lag Nordrhein-Westfalen auf dem letzten Platz der Bundesländer, Sachsen hingegen an der Spitze, schilderte Janssen. Besonders häufig nahmen sich Menschen in den mittleren Lebensjahren und in höherem Alter das Leben.
Weltweit liegt die Zahl der Selbstmordraten bei einer Million. 60 Prozent geschehen in Asien, das teilte die WHO anlässlich des Welttags der Suizid-Vermeidung mit. Alle 40 Sekunden erschüttert der Verlust einer Person, die sich selbst getötet hat, das Leben von Familien und Freunden, schreibt die WHO. Regierungen müssten sich mit den Ursache befassen und die am leichtesten verwundbaren Gruppen in ihrer Gesellschaft schützen. Auf jeden Selbstmord kämen auch 20 oder mehr Versuche, sich das Leben zu nehmen. Um mehr Aufmerksamkeit für das Thema zu erregen, veranstaltet die Weltgesundheitsorganisation den Suizid-Präventions-Tag.