Kopfschmerzen sind eine typische Simulantenausrede für Arbeitsunlust - Migräne eine Frauenkrankheit? Wer es nicht selbst erlebt hat, wird einen Menschen mit chronischen Kopfschmerzen oder Migräne nicht verstehen können. Zuerst ist es nur ein schwaches Ziehen, doch irgendwann dröhnt, pocht und puckert der ganze Schädel: Kopfschmerzen sind eine der häufigsten Krankheiten der ganzen Welt. Zur besseren Aufklärung hat sich das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de mit dem Thema Kopfschmerzen auseinandergesetzt.
In Deutschland leidet deutlich mehr als die Hälfte aller Menschen regelmäßig unter Kopfschmerzattacken: Knapp 40 Prozent der Erwachsenen kämpfen nach Angaben des Forums Schmerz regelmäßig mit sogenannten Spannungskopfschmerzen, weitere 10 Prozent leiden unter Migräne. Besorgniserregend ist auch die steigende Anzahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen. So kennen laut der Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft bereits mehr als ein Drittel aller Teenager die Qual der wiederkehrenden Kopfschmerzen. Zur besseren Aufklärung über die verschiedenen Kopfschmerzformen organisieren daher Apotheken, Selbsthilfegruppen und das Deutsche Grüne Kreuz am 5. September den Deutschen Kopfschmerztag.
Ursachenforschung bezüglich Kopfschmerzen
Sowohl bei den Spannungskopfschmerzen als auch bei der Migräne handelt es sich um sogenannte primäre Kopfschmerzen, das heißt, der Schmerz ist nicht ein Symptom einer Erkrankung, sondern die Erkrankung selbst. Die eigentlichen Ursachen der Kopfschmerzen sind bis heute nicht komplett erforscht, auch wenn die Krankheit so weit verbreitet ist. „Wie der Name schon sagt, geht man bei Spannungskopfschmerzen davon aus, dass verspannte Muskeln das Problem sind“, erklärt der Leiter des Forums Schmerz vom Deutschen Grünen Kreuz, Dietmar Krause, aus Marburg. Das zumindest ließen die Symptome wie beidseitiger, dumpf drückender Schmerz leichter bis mittlerer Intensität vermuten. „Wirklich sicher ist man sich aber nicht.“ Die mit wesentlich stärkeren gesundheitlichen Einschränkungen verbundene Migräne hingegen hat wahrscheinlich andere Ursachen. „Studien weisen darauf hin, dass eine Überaktivität der Nerven des Hirnstamms dafür verantwortlich ist“, erklärt der Experte. Dies wiederum setze übermäßig viele Botenstoffe wie Serotonin frei, so dass die Blutgefäße im Gehirn anschwellen. „Diese Schwellung drückt auf die umliegenden Nerven und löst einen pulsierenden, pochenden Schmerz aus.“
Wetter als ein Auslöser von Kopfschmerzen
Als wäre das nicht genug, müssen kopfschmerzanfällige Menschen in den kommenden Wochen mit noch größeren Problemen rechnen. Neue Studien belegen nämlich einen Zusammenhang zwischen dem Wetter und den Kopfschmerzattacken, wie der ärztliche Leiter des Ostdeutschen Kopfschmerzzentrums in Berlin, Jan-Peter Jansen, anlässlich einer Veranstaltung zu dem Thema in Berlin sagte. Demnach verursachen vor allem Wetterwechsel Schmerzen im Kopf, können doch instabile Wetterlagen für den gesamten Körper „purer Stress“ sein. Wechseln sich folglich wie im nahenden Herbst Hochs und Tiefs immer wieder ab, steigt das Schmerzrisiko. „Hinzu kommt, dass Blutgefäße, Nerven und Muskeln sehr nah an der Oberfläche des Kopfes liegen, weswegen sich diese schon bei geringen Temperaturabfällen zusammenziehen - was Kopfschmerzen auslösen kann“, erklärt der Mediziner. „Dagegen kann man sich zwar kaum schützen, es kann aber helfen, sich bei nasskaltem Wetter eine Mütze aufzusetzen, so dass der Kopf weniger abkühlt.“
Weitere Auslöser für Spannungskopfschmerzen können psychosozialer Stress im Kreis der Familie, oder auf der Arbeit, das Arbeiten in falscher Körperhaltung oder bei schlechtem Licht, ein ungesunder Lebenswandel hin zu Alkohol oder Nikotin, zu wenig Schlaf oder Störungen des Kauapparates zum Beispiel durch Zähneknirschen sein. Für Migräne werden neben Wetterwechseln folgende Auslöser, beziehungsweise Trigger, benannt: Stress, körperliche Anstrengung, Nahrungsmittel und Alkohol, Abweichungen vom gewohnten Schlafrhythmus, hormonelle Probleme durch Menstruation oder Verhütungsmittel. Bei beiden Krankheitsbilder sind Frauen öfter betroffen als Männer.
Behandlungsmöglichkeiten von Kopfschmerzen
Bei Migräne kann nur ein Arzt die passende Medikation finden. Es gibt etwa 16 verschieden Migränearten, daher ist es für einen Laien schwer auszumachen, welches Mittel das passende ist. Die Behandlung sollte mit dem Spezialisten besprochen und ausgearbeitet werden.
Gegen Spannungskopfschmerzen muss man nicht zwingend gleich mit Schmerzmitteln arbeiten. Oft genügt ein Spaziergang an der frischen Luft oder die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, zum Beispiel durch genügend Pausen und durch Wechsel des Sitzplatzes oder des Lichts. Ein altes Hausmittel gegen Kopfschmerzen ist Minzöl. Bei aufkommendem Schmerz wird es auf den Schläfen und der Stirn verrieben, gegebenenfalls kann bei starken Schmerzen auch ein Tropfen auf die Zunge gegeben werden. Sollten alle diese Maßnahmen nicht helfen, empfehlen sich Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, kurz ASS, Paracetamol, Ibuprofen oder Naproxen. Bei chronisch verlaufenden Formen des Spannungskopfschmerzes verschreiben Ärzet häufig Kombinationspräparate, weil so die spezifischen Nebenwirkungen der einzelnen Wirkstoffe minimiert und die schmerzstillende Wirkung maximiert werden kann.
Kopfschmerzen und Migräne bedürfen unterschiedlicher Behandlung
„Viele Patienten wissen aber gar nicht, dass Migräne und normale Kopfschmerzen verschieden behandelt werden und leiden unnötig lange“, so Dietmar Krause. Daher sollten kopfschmerzgeplagte Menschen mit ihrem Arzt klären, um welche Schmerzform es sich bei ihnen genau handelt.
Chronische Kopfschmerzen bewirken Veränderungen des Gehirns. Die imedo-Gesundheitsnews informieren Sie auch zu dieser Thematik.