In einer Studie zur Gehirnaktivität unter dem Einfluss von Botulinumtoxin haben Forscher des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München nachweisen können, dass die menschliche Mimik die Emotionsverarbeitung im Gehirn beeinflusst. Bekannt war bereits, dass sensorische Signale, die in der Muskulatur und der Haut des Gesichts bei emotionalen Gesichtsausdrücken entstehen - das so genannte sensorische Feedback - die subjektive Empfindung von Gefühlen verstärken. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de informiert über die Bedeutung des Gesichtsausdrucks für Emotionen.
Wie dieser Verstärkungsmechanismus im Einzelnen funktioniert, war den Forschern bislang nicht bekannt. „Wir wussten, dass es einen Zusammenhang geben muss, aber wir wussten bisher nicht welchen. Nun haben wir einen Mechanismus gefunden“, sagt Bernhard Haslinger, Neurologe am Klinikum rechts der Isar und Studienleiter. „Wir fanden heraus, dass die Mimik die Funktion der linken Amydala beeinflusst.“ Die Amydala ist ein kleines aber sehr wichtiges Organ, das für die Angstantwort zuständig ist und auch Panikattacken erzeugen kann.
Gesichtsausdrücke beeinflussen die Gehirnaktivität
Mittels funktioneller Magnet-Resonanz-Tomographie, kurz fMRT, untersuchten die Forscher, wie die Gehirnaktivität verändert wird, wenn das sensorische Feedback bei der Ausführung emotionaler Gesichtsausdrücke abgemildert wird. Zu diesem Zweck schwächten sie vorübergehend mit Hilfe von Botulinumtoxin die 'Zornesfalten' und damit die Gesichtsmuskulatur bei 38 Probandinnen. Das Ergebnis zeigte, dass die Botulinumtoxin-Behandlung nicht nur dazu führte, dass die emotionale Mimik weniger ausgeprägt war, sondern gleichzeitig auch die Aktivität des Gehirns im Bereich der linken Amydala abnahm. Die Wissenschaftler konnten damit erstmals belegen, dass bei der Nachahmung von Gesichtsausdrücken die Aktivitäten in emotionsverarbeitenden Netzwerken des Gehirns beeinflusst werden.
Emotionen durch das Nachahmen von Gesichtsausdrücken
Menschen tendieren dazu, die Gesichtsausdrücke ihres Gegenübers nachzuahmen, das könnte ein wesentlicher Mechanismus für die Übertragung von Emotionen im Rahmen sozialer Kontakte sein. Durch die Imitation der Mimik des Gegenübers ist es möglich, auch im eigenen Gehirn entsprechende Emotionen frei zu setzen. „Dies ist durchaus denkbar, aber bisher nicht ausreichend belegt“, betont Haslinger. Über mögliche Schlussfolgerungen, wie sich beispielsweise das eigene Verhalten aufgrund dieser Veränderungen im Gehirn wandelt, will Haslinger nicht spekulieren. Ein positiver Nebeneffekt für die Probandinnen war, dass die Behandlung ihnen für drei Monate ein faltenfreies Gesicht sicherte. Denn abgesehen von seinem eigentlichen Einsatzgebiet, der Behandlung verschiedener neurologischer Krankheitsbilder mit übermäßiger Muskelaktivität, wird Botulinumtoxin in der kosmetischen Behandlung zur Faltenglättung verwendet und ist dort besser bekannt als „Botox“.
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