Das Deutsche Rote Kreuz gehört zu den wichtigsten Wohlfahrtsverbänden und ist auf die Hilfe Freiwilliger und vor allem Zivildienstleistender angewiesen. Für viele junge Männer ist der Zivildienst die einzige Alternative zum Wehrdienst, für andere eine willkommene Abwechslung. Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de hat mit Volker Mosemann vom Generalsekretariat über die Bedeutung des Zivildienstes und die Zukunftsaussichten gesprochen.
Das Deutsche Rote Kreuz, DRK, gehört mit zu den größten Deutschen Wohlfahrtsverbänden. Vom Sanitäter im Rettungswagen, dem mutigen Rettungshelfer beim Katastrophenschutz, der Zivildienstleistende im Krankenhaus, die Bediensteten von Bergwacht, Wasserwacht bis hin zum Betreuungsdienst, deckt das DRK seit seiner Gründung am 25. Januar 1921 als große Dachgesellschaft alle gesundheitlichen und menschlichen Hilfsleistungen ab.
Vielen Menschen sind die Rotkreuzgesellschaften vor allem von der Rettungswacht, Blutspende, Katastrophenhilfe und regional organisierte Verbände bekannt. Doch hilft das Rote Kreuz weitaus mehr, als in den klassischen Einsatzfeldern „Blaulicht“ und Blutspende. Die zwischenmenschliche Hilfe, wie Alten- und Behinderhilfe, Gesundheitsförderung, Erste-Hilfe-Ausbildung, Kur- und Erholungshilfen, bis zu Kleiderausgabestellen nimmt einen personellen und gesellschaftlich ebenso hohen Stellenwert ein.
Die Zukunft des Zivildienstes
Unerlässlich zur Ausübung dieser Aufgaben sind hierbei nach Aussagen der Wohlfahrtsverbände auch junge Menschen, welche ein Mehr an Lebenserfahrung gewinnen wollen und dies im Rahmen des Zivildienstes bei dem Roten Kreuz erfahren können. Mit jährlich circa 8000 der 88.000 Zivildienstantritten von jungen Männern, zählt das DRK mit 1900 Zivildienststellen und 9546 Plätzen auch hier zu den größten Wohlfahrtsverbänden in Deutschland.
Aber die ab 2010 angedachte Umstrukturierung der Bundeswehr schließt bei diskutierter Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht auch den Zivildienst mit ein. Die Koalition steht nur bis 2009, Aussagen des Vertrages zwischen CDU und SPD laufen dann aus. Wie wären die Auswirkungen für den Zivildienst? imedo hat bei Volker Mosemann vom Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes in Berlin nachgefragt.
imedo: „Was übernehmen Zivildienstleistende alles für Aufgaben in den Verbänden des DRK?“
Volker Mosemann: „Ihre Aufgabenverteilung ist sehr vielgestaltig. 58 Prozent der Jugendlichen übernehmen verantwortungsvolle Aufgaben in der Pflegebetreuung und Sozialdiensten. Diese umfassen den Dienst in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, betreutes Wohnen, Essen auf Räder, um nur einige zu nennen.“
imedo: „Und wie viele werden im Rettungsdienst tatsächlich eingesetzt?“
Volker Mosemann: „Etwa 19 Prozent setzen wir vor allem im Krankentransport ein. Da der Zivildienst lediglich neun Monate läuft, ist es nicht mehr möglich den jungen Männern die komplette vier Monate umfassende Ausbildung zum Rettungshelfer zu geben, um sie dann im Rettungsdienst einsetzen zu können. Ein geringerer Prozentsatz wird darüber hinaus in handwerklichen und hauswirtschaftlichen Bereichen, sowie in Versorgungstätigkeiten und mobilen, sozialen Hilfsdiensten eingesetzt.“
imedo: „Das heißt, der Zivildienst ist weitaus mehr als ein allgemeiner Erfahrungsgewinn für die Jugendlichen?“
Volker Mosemann: „Auf jeden Fall. Es ist eher eine Vorstufe zur Lebensorientierung. Unsere Zivildienstausbilder bringen den Jugendlichen in neun Monaten viele theoretische und praktische Fähigkeiten im sozialen und medizinischen Bereich bei. Die Theorie wird hierbei durch Einweisungs- und Einführungslehrgänge vermittelt. Die praktischen Fähigkeiten, altruistische Aspekte im Umgang mit Hilfsbedürftigen, anatomische Grundkenntnisse erlernen die Jugendlichen dann unter Führung in ihrem Einsatz. Ein Reifegewinn für die Persönlichkeit vieler Jugendlicher.“
imedo: „Wie sähe die Zukunft der Wohlfahrtsaufgaben aus, wenn der Zivildienst keine Wehrersatzpflicht mehr wäre?“
Volker Mosemann: „Die Zivildienstleistenden sind schwer- bis unersetzbar. Wir setzen sie marktneutral in unseren Wohlfahrtsaufgaben und Hilfsdiensten ein. Ein Wegfall des Engagements der Jugendlichen würde die Qualität vieler Dienste, wie den Betreuungs- und Begleitdienst beeinträchtigen. Einem Teil unserer Gesellschaftsaufgaben könnten wir damit vielleicht nicht mehr nachgehen.“
imedo: „Wie könnte man dann nach Meinung des DRK Jugendliche für einen möglichen freiwilligen Zivildienst gewinnen?“
Volker Mosemann: „Hierzu laufen bereits verschiedene Modellprojekte in unseren Dienststellen. Ziel ist es, den Zivildienst als einen Lerndienst zur Vorbereitung auf das Studium, die Ausbildung, den weiteren Lebensweg. Unsere 2500 Zivildienstbeauftragten werden zurzeit auf diesen Lerndienst geschult, auch bieten wir schon Reflexionsprogramme an, um den Zivildienstleistenden eine eigene Bewertung ihrer gesammelten Eindrücke, Wissen und Erfahrungen ermöglichen zu können.“
Imedo: „Wie schätzen Sie also die Zukunft des Zivildienstes ein?“
Volker Mosemann: „Die Entwicklung der Zivildienstantritte steigt in den letzten Jahren stetig. Nach dem Willen der Koalition soll der Wehrersatzdienst weiter ausgebaut werden. Daher hoffe ich, dass die gute Entwicklung uns erhalten bleibt.“
Die imedo-Gesundheitsnews bieten weitere interessante Informationen: Stefan Osche, ebenfalls beim Deutschen Roten Kreuz tätig, äußert sich über die Behandlung von Schnittwunden.