Die Anzahl der jugendlichen Raucher ist so niedrig, wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Auch die Zahl der Cannabis-Konsumenten unter 18 Jahren geht zurück. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de warnt allerdings vor dem Trend zum exzessiven Trinken. Jährlich müssen Mediziner 20.000 Jugendliche in Kliniken wegen Alkoholmissbrauchs behandeln.
„Trinken bis zum Umfallen“ ist bei jungen Leuten keineswegs nur pure Prahlerei. Rund eine Million Jugendliche haben sich in den vergangenen vier Wochen in Deutschland ins „Koma“ getrunken, 300 000 sogar einmal wöchentlich fünf Gläser Alkohol und mehr konsumiert, wie hochgerechnet aus der neuesten Erhebung zur „Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, BZgA, hervorgeht.
„Dieser Trend zum sogenannten Binge Drinking ist weiterhin ungebrochen“, klagte die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing, tätig in der SPD, in Berlin, angesichts der Zahlen über den Drogenmissbrauch junger Menschen. Obwohl der größte Teil der Jungen und Mädchen nach dem Jugendschutzgesetz eigentlich noch gar keinen Alkohol trinken dürfte, konsumierten nach eigenen Angaben etwa 20 Prozent im vergangenen Monat, mindestens bei einer Gelegenheit fünf oder mehr Gläser Alkohol. 2004 lag der Anteil der jungen Exzessivtrinker bei 23 Prozent.
Trotz Rückgang des Alkoholkonsums keine Entwarnung
Trotz des leichten Rückgangs könne es keine Entwarnung geben, da Ärzte fast 20 000 junge Menschen in Krankenhäusern nach Alkoholmissbrauch behandeln müssen, sagte die BZgA-Direktorin Elisabeth Pott. Nicht nur das Rauschtrinken zu bestimmten Anlässen, sondern auch die regelmäßig konsumierte Alkoholmenge stelle eine „besondere Gefahr für Jugendliche“ dar, erläuterte sie.
„2,5 Prozent der Jungen und 1,5 Prozent der Mädchen nehmen so viel Alkohol zu sich, dass sie die für Erwachsenen geltenden Grenzen zum 'gefährlichen Alkoholkonsum' - 60 Gramm Reinalkohol bei Männern und 40 Gramm für Frauen - überschreiten“, sagte Pott. Ihren Angaben zufolge, enthalten ein Achtel Wein oder ein Viertel Liter Bier jeweils zehn Gramm Alkohol. Eigentlich sollten Männer täglich nicht mehr als 24 Gramm und Frauen nicht mehr als 12 Gramm reinen Alkohol zu sich nehmen. Und die Werte für Jugendliche müssten noch darunter liegen. „Doch für sie gibt bislang keine Grenzwerte“, sagte Pott.
Weniger jugendliche Raucher
Doch es gibt auch „gute Nachrichten“, wie Bätzing betonte. Die Zahl der Jugendlichen, die regelmäßig rauchen, trinken oder Cannabis konsumieren, ging in den vergangenen Jahren zurück. Demnach sank bei den 3000 befragten 12- bis 25-Jährigen der Anteil der Raucher unter den Minderjährigen auf den niedrigsten Stand seit 1979. Allein seit 2001 nahm der Anteil der rauchenden 12- bis 17-Jährigen von 28 Prozent auf 15 Prozent in diesem Jahr ab. Die Zahl der "Nieraucher" stieg zugleich in den vergangenen fünf Jahren von 40 auf 60 Prozent an.
Präventionsanstrengungen in Sachen Drogen zeigen Wirkung
Nach vielen Jahren des Anstiegs ist dem Bericht zufolge auch der Cannabiskonsum rückläufig. Gaben 2004 rund 31 Prozent der 12- bis 25-Jährigen an, schon einmal im Leben die Droge konsumiert zu haben, waren es 2008 noch 28 Prozent. Bei den 12- bis 17-Jährigen nahm im selben Zeitraum der Anteil von 15 Prozent auf knapp 10 Prozent ab.
Bei den Heranwachsenden ist Bätzing zufolge Alkohol das am weitesten verbreitete Suchtmittel. Bei den 12- bis 17-Jährigen tranken demnach 2008 mehr als 17 Prozent regelmäßig alkoholische Getränke, 2004 waren es etwa 21 Prozent. Die jungen Leute stehen vor allem auf Bier, wie Pott ergänzte. Danach kämen selbstgemixte Drinks, Bier- und weinhaltige Getränke. Wein und harte Sprituosen hingegen sind bei den Jugendlichen nach eigenen Angaben weniger verbreitet.
„Die Zahlen zeigen, dass unsere Präventionsanstrengungen ankommen“, resümierte die Drogenbeauftragte. Um gleich hinzuzufügen: „Das heißt aber nicht, dass wir jetzt die Hände in den Schoß legen können. Wir müssen uns jetzt stärker auf Gruppen konzentrieren, die riskante Konsummuster aufweisen.“
Um Komasaufen und Gewalt unter Jugendlichen zu vermeiden, klärt eine neue Kampagne Jugendliche auf. Die imedo-Gesundheitsnews informieren Sie.