Der 14. November steht weltweit im Zeichen der Diabetes. In diesem Jahr findet die Hauptveranstaltung dazu in Berlin statt. Aus diesem Grund hat sich Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de mit dem Vorsitzenden des Landesverbandes Berlin des Deutschen Diabetiker Bundes getroffen, um mit ihm über seine Vereinsarbeit und die gesundheitspolitische Situation der Diabetiker in Deutschland zu sprechen.
Wenn man Reiner Tippel vom Landesverband des Deutschen Diabetiker Bundes, DDB, fragt, wie seine Idealvorstellung für das Leben der Diabetiker in Deutschland aussieht, antwortet er: „Ich würde mir wünschen, dass alle Diabetiker die Behandlung und Beratung bekommen, die gut, richtig und notwendig ist, um einen guten Lebensstandard zu erreichen“. Gleichzeitig sieht er jedoch die Probleme, die die Sparpolitik der Bundesregierung im Gesundheitswesen verursacht. Durch eine unzureichende Behandlung und Beratung von Diabetikern würden Spätfolgen riskiert, die dann letztlich mehr kosten, als es die Prävention getan hätte.
Brauchen Diabetiker Selbsthilfegruppen?
Reiner Tippel, der 54-jährige Vorsitzende des Landesverbandes Berlin, ist selbst seit 45 Jahren Diabetiker. Der DDB hat bundesweit etwa 45.000 Mitglieder, auf den Landesverband Berlin entfallen davon 800 Mitglieder in 15 Selbsthilfegruppen. „Die Selbsthilfe ist einer der Pfeiler der 2004 verabschiedeten Gesundheitsreform. In unseren Gruppen bekommen die Betroffenen zusätzliche Informationen, die sie bei ihrem Arzt eventuell nicht bekommen.“ Viele fühlten sich allein gelassen mit ihren Fragen. Außerdem veranstaltet der Landesverband monatliche Treffen, bei denen es Vorträge von Ärzten gebe. „Ein Großteil unserer Mitglieder ist auch schon alt, viele suchen einfach etwas Gesellschaft.“
Mit der Gesundheitsreform von 2004 haben sich viele Dinge verändert, einige auch zum Schlechten. So sollten Krankenkassen die neuen kurzwirkenden Insulinanaloga für Diabetiker des Typs II nicht mehr übernehmen. Der Grund dafür sind die Kosten. Diese neuen Medikamente kosten rund 40 Prozent mehr, als das herkömmliche Insulin. Für sehr viele Patienten bedeuten sie aber sehr viel mehr Lebensqualität. Der Deutsche Diabetikerbund und die Ärzte protestierten gegen dieses Kostenreduktionsprogramm des Bundesgesundheitsministeriums und haben einen Teilerfolg erzielt. Die Kassen handelten mit den Herstellern Rabattverträge aus und übernehmen die Kosten für das Insulin weiterhin komplett.
Beratung und Behandlung von Diabetikern: Mindeststandard ist nicht flächendeckend erreicht
Außerdem wurde 2004 ein sogenannter Mindeststandard vereinbart, der die Qualität der Beratung und Behandlung von Diabetikern sichern soll. Die Kassen müssen seitdem ein Disease-Management-Programm anbieten, in dem regelmäßige Standarduntersuchungen beispielsweise der Füße und der Augen ebenso enthalten sind, wie Diabetes-Schulungen zu Ernährung, Bewegung und Forschungsentwicklungen. „Die Ärztevereinigung Deutsche Diabetesgesellschaft, DDG, bietet ein strukturiertes Schulungsprogramm an, aber das wird vermutlich nicht von allen Kassen und Ärzten genutzt.“ Die angebotenen Schulungen seien in der Qualität oft mangelhaft und alte Informationen, habe die Forschung längst verbessert oder widerlegt. Der vereinbarte Mindeststandard sei nicht flächendeckend erreicht. Überhaupt sieht Tippel die Zusammenarbeit der Selbsthilfegruppen mit den Kassen und Ärzten eher durchwachsen. Viele Ärzte würden sich freuen, wenn sie mit ihren Patienten auf Augenhöhe kommunizieren könnten, weil diese gut informiert sind. „Aber es gibt auch einige, die aufgeklärte Patienten nicht mögen, weil sie sich von ihnen in ihrer Autorität in Frage gestellt sehen.“
Auch Olympiasieger Matthias Steiner setzt sich mit seinem Olympiaprogramm für ein besseres Leben für Diabetiker ein.
Die imedo-Gesundeitscommunity ermöglicht mit der Gruppe zum Thema Diabetes den Erfahrungsaustausch von Diabetikern.