Bisher galt, dass beschädigte Nerven nicht wieder hergestellt werden können. Doch ein Verbundprojekt mehrerer großer Forschungseinrichtungen fand heraus, dass mit Hilfe einer sauren Zuckerverbindung auch verletzte Nerven wieder heilen können. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de berichtet.
Ein Verbundprojekt von Forschern der Medizinischen Hochschule Hannover, kurz MHH, der Leibniz Universität Hannover LUH und des Deutschen Instituts für Kautschuktechnologie arbeitet an einer speziellen Zuckerverbindung, die nach Nervenverletzungen Heilungsprozesse fördern soll. Die so genannte Polysialinsäure soll als Gerüstsubstanz für die Herstellung artifizieller Lenkschienen eingesetzt werden. Das Projekt, das bereits seit 2004 erfolgreich läuft, wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, kurz DFG, für die kommenden drei Jahre mit 2,13 Millionen Euro gefördert.
Polysialinsäure bewirkt Nervenwachstum
„Mittlerweile können wir Polysialinsäure in großen Mengen produzieren und auf unterschiedliche Art und Weise verändern“, sagt Projekt-Koordinatorin Rita Gerardy-Schahn, Institutsleiterin der Zellulären Chemie an der MHH. Bereits in der ersten Förderperiode konnten die Forscher nachweisen, dass Polysialinsäure Regeneration und Funktion verletzter Nerven verbessert. „In einer Arbeit, die in diesem Jahr publiziert wurde, konnten wir im Tierversuch zeigen, dass Silikonschläuche mit Polysialinsäure befüllt zur Verbesserung des Nervenwachstums geführt haben“, erklärt die Forscherin. „In weiteren Arbeiten wollen wir den Silikonschlauch weglassen und das gesamte Gerüst aus diesem sauren Zucker implantieren.“ Der Forschergruppe ist es gelungen, die Polysialinsäure chemisch zu verändern, dass weiche und feste Werkstoffe entstehen können. Diese sollen schließlich als Wachstumshilfe für geschädigte Nerven im Tiermodell getestet werden.
Klinischer Einsatz von Polysialinsäure beim Menschen ist geplant
Polysialinsäure habe sich im Versuch bisher als sehr effektiv herausgestellt. „Es geht darum, dass überall dort, wo regeneriert werden soll, ein Zustand gefragt ist, der dem embryonalen Zustand mit seiner gesamten Plastizität - räumlich und strukturell - nahe kommt“, erklärt die Wissenschaftlerin. Und diese Eigenschaften treffen auf diesen sauren Zucker zu. Die Forscher vom Kautschukinstitut sind deswegen im Verbund, weil es sich bei Kautschuk auch um ein Biopolymer handelt und die Polymer-Chemiker Techniken beisteuern, die die physikalische Gestaltung der natürlichen wie auch der chemisch veränderten Polysialinsäure erlauben.“
Im Gegensatz zu vielen künstlichen Gerüstsubstanzen kann die Verbindung auch gezielt abgebaut werden, wenn der Heilungsprozess abgeschlossen ist. „In den kommenden drei Jahren werden wir daran arbeiten, die bisherigen Ergebnisse auch für den klinischen Einsatz beim Menschen nutzbar zu machen“, erklärt Gerardy-Schahn.
Zucker oder Süßstoff? Gesund oder gefährlich? Die imedo-Gesundheitsnews geben Antworten. Der Zuckerersatz Stevia ist mit Vorsicht zu genießen. Mit den imedo-Gesundheitsnews erfahren Sie mehr.