Eigentlich wollte Wolfgang Schareck katholischer Geistlicher werden, hat sich aber dann doch für das Medizin-Studium entschieden. Heute kann der 55-Jährige beides miteinander verknüpfen. Er ist Professor für Transplantationschirurgie und holt sich seine Kraft aus dem Glauben. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de berichtet.
Grenzsituationen zwischen Leben und Tod gehören zum Berufsalltag von Wolfgang Schareck. Der Professor für Transplantationschirurgie an der Uniklinik Rostock hat täglich mit Patienten zu tun, deren Leben auf Messers Schneide steht. Rund 500 Operationen hat er schon durchgeführt, bei denen er lebenswichtige Organe verpflanzte. Das seien wohl immer außergewöhnlich kritische Situationen für die Betroffenen, sagt der 55-Jährige. Deshalb sei er nicht nur als Arzt, sondern auch als Seelsorger gefragt, bekennt der gläubige Christ.
Patienten benötigen auch nach erfolgreicher Transplantation Unterstützung
Und als solcher kann sich der Vater dreier erwachsener Kinder kaum eine Auszeit gönnen. Transplantierte Patienten benötigen die Unterstützung oft noch jahrelang nach dem Eingriff. Denn schließlich spiele immer die Angst mit, ob der Körper den Fremdkörper auch annehme. Tagsüber und auch nachts stehe er für seine Schützlinge telefonisch zu Verfügung: „Es fällt mir schwer, Abstand zu wahren“, räumt Schareck ein. Patienten würden mit der Zeit zu Partnern, in der Regel wüssten sie auch sehr gut über ihre Krankheit Bescheid.
Restrisiken bleiben bei Transplantationen nicht aus
Der Rostocker spielte in seiner Jugend mit dem Gedanken, katholischer Geistlicher zu werden. Aber die Liebe zu den Naturwissenschaften sei dann stärker gewesen und ließ ihn Medizin studieren. „Ich finde, dass mir der Glaube in meiner Arbeit hilft. Ja, ich bete auch für meine Patienten“, sagt Schareck. „Ich bin davon überzeugt, dass ich einen Draht 'nach oben' habe“, sagt er lächelnd. Das helfe ihm gerade, wenn er als Arzt vor schwierigen Entscheidungen stehe. Hinzu komme selbstverständlich die Sicherheit im Beruf. „Aber als Chirurg kann man nie anfangen zu jubeln, es gibt immer Restrisiken, die muss man aushalten - und das täglich.“
So erinnert er sich etwa an eine junge Diabetikerin, die eine Pankreas-Nieren-Transplantation erhielt. Dann traten schwere Durchblutungsprobleme auf, sodass er bald beide Unterschenkel und später beide Unterarme amputieren musste. „Da habe ich mich durchaus gefragt, wann es eine Erlösung für sie gibt und was gewesen wäre, wenn die Ärzte diese Behandlung nicht vorgenommen hätten.“ Sehr betroffen machte ihn auch ein Fall, als ein Patient sich am Jahrestag seiner Transplantation vom Dach des Krankenhauses gestürzt hatte. Es stellte sich heraus, dass der Mann die Geborgenheit, die er als Dialysepatient im Umfeld der Klinik erhielt, vermisste. „Nach der Transplantation fiel dieser Halt weg und er fiel in ein Loch“, bei dem der Patient keinen Ausweg mehr gesehen habe, sagt Schareck.
Organspende
Sich in den Vordergrund zu spielen, ist nicht Scharecks Art, auch wenn er als Präsident des Konzils der Universität die Hochschulpolitik mitgestaltet. „Vermittlung ist mein Ziel, in erster Reihe stehen lieber nicht - es sei denn am OP-Tisch für meine Patienten.“ So stört ihn auch nicht seine winzige Kammer unter dem Dach der Rostocker Klinik, vollgestopft mit Büchern und Fachliteratur. Viele Fotos seiner Familie geben dem Raum die persönliche Note.
Schareck selbst ist bereit, nach dem Tod seine Organe zu spenden. „Ich habe aber Verständnis dafür, wenn jemand Nein sagt. Jeder Mensch sollte sich aber zu Lebzeiten mit dieser Frage auseinandersetzen“, sagt Schareck, der Mitglied im wissenschaftlichen Board der Stiftung Eurotransplant ist, die die Spenderorgane verteilt. Die Diagnose des Hirntodes, die vor der Organspende von zwei verschiedenen Medizinern erfolgen muss, hält er für eine absolut zuverlässige Diagnostik.
Für ihn selbst bedeute der Tod, dass die leibliche Hülle sterbe. „Es ist doch besser, wenn meine Organe weiterleben, als dass mich die Würmer fressen“, findet Schareck. Der Katholik ist davon überzeugt, dass er im neuen Gewande ins Himmelreich gehe. „Da ist es zweitrangig, ob ich noch beide Nieren habe oder nicht“, sagt Schareck.
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