„Medizin wirkt nur, wenn sie bitter schmeckt.“ Diese Volkweisheit haben Forscher nun widerlegt. Sie konnten nachweisen, dass das Empfinden für Bitterstoffe auch im Darm vorliegt und dafür sorgt, dass bittere Medizin schlechter wirkt als neutral oder süß schmeckende. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de berichtet über die neuen Erkenntnisse.
Nicht nur die Zunge, auch der Darm verfügt über Rezeptoren für die Geschmacksempfindung „bitter“. Er reagiert darauf mit einer Abwehrhaltung, welche einerseits einen natürlichen Schutz vor Vergiftungen bietet, andererseits aber auch die Wirkung mancher Medikamente herabsetzen könnte, wie eine Publikation im „Journal of Clinical Investigation“ nahelegt. Der Geschmacksrezeptor für die Empfindung „bitter“ wurde bereits im Jahr 2000 entdeckt. Zur Überraschung der Forscher findet sich das Molekül nicht nur auf der Zunge, sondern auch im Darm. Dort scheint es die gleiche Funktion zu haben wie auf der Zunge. „Bitter“ ist ein natürliches Warnsignal gegenüber pflanzlichen Giften. Die Geschmacksrezeptoren auf der Zunge verhindern, dass wir weitere Nahrung zu uns nehmen. Die Geschmacksrezeptoren im Darm haben nach Ansicht von Timothy Osborne von der Universität von Kalifornien in Irvine die gleiche Aufgabe. Zunächst haben sie eine vermehrte Freisetzung des Hormones Cholecystokinin zur Folge. Dieses Hormon hemmt im Gehirn den Appetit, sodass die Aufnahme potenziell giftiger Nahrung eingestellt wird. Im Magen hemmt Cholecystokinin die Entleerung in den Darm. Außerdem kommt es zu Übelkeit und nicht selten auch zum Erbrechen, womit Gifte wieder aus dem Körper entfernt werden. Im Darm steigert Cholecystokinin die Freisetzung von Gallensäuren, was möglicherweise Gifte im Darm bindet.
Bitterstoffe könnten Medikamentenwirksamkeit hemmen
Bitterstoffe finden sich vor allem in pflanzlicher Nahrung, die gleichzeitig arm an Cholesterin ist. Fleisch ist dagegen reich an Cholesterin und enthält im Normalfall wenig Giftstoffe. Die neuesten Ergebnisse von Osborne zeigen nun, dass eine cholesterinarme Diät die Bildung des Rezeptors für Bitterstoffe steigert. Normalerweise dürfte dies bei einer überwiegend pflanzlichen Kost der Fall sein. In Experimenten an Versuchstieren wurde dies jedoch durch die Gabe von Wirkstoffen erzielt, die die Bildung von Cholesterin im Körper senken oder deren Resorption im Darm vermindern. Die Studie zeigt, dass Ernährungsgewohnheiten einen Einfluss auf die Verdauung von Bitterstoffen haben. Dies könnte erklären, warum manche Menschen Bitterstoffe wie Chinin besser vertragen als andere. Die Studienergebnisse könnten aber auch medizinische Konsequenzen haben. Viele Medikamente haben einen bitteren Geschmack, was traditionell fast schon als Voraussetzung für eine Wirkung galt. Ein bitterer Geschmack könnte jedoch die Wirkung von Medikamenten beeinträchtigen, befürchtet Osborne.
Für Diabetiker hingegen könnten Bitterstoffe jedoch auch eine günstige Wirkung haben. Laut Osborne stimulieren sie die Produktion des eines Stoffes, der die Insulinproduktion stimuliert.
(Quelle: Deutsches Ärzteblatt)
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