Ob Diabetes, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen - für jede Krankheit gibt es einen Spezialisten. Wer allerdings von mehreren dieser Störungen gleichzeitig betroffen ist, braucht eine Behandlung mit Weitblick. Weil Mediziner davon ausgehen, dass sich die Symptome auch gegenseitig verstärken, haben sie das Konzept vom Metabolischen Syndrom entwickelt. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de berichtet.
Bluthochdruck, erhöhte Blutfett- oder Blutzuckerwerte und ebenso bauchbetontes Übergewicht erhöhen - jeweils für sich betrachtet - das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Je mehr Merkmale dieses sogenannten tödlichen Quartetts zusammentreffen, desto höher ist die Gefahr, im Laufe des Lebens einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Weltweit existieren allerdings bislang verschiedene Definitionen und Grenzwerte für das Risiko-Quartett.
Diagnose: Metabolisches Syndrom
Das amerikanische National Cholesterol Education Program, kurz NCEP, spricht vom Metabolischen Syndrom, sobald drei der typischen Merkmale gemeinsam auftreten. Die neueste Beschreibung der International Diabetes Foundation, kurz IDF, aus dem Jahr 2005 rückt hingegen den Taillenumfang in den Mittelpunkt. Nur wenn bauchbetontes Übergewicht mit von der Partie sei, liege auch das Metabolische Syndrom vor. Darüber hinaus geht die IDF von deutlich niedrigeren Grenzwerten für den Bauchumfang aus. Das hat zur Folge, dass laut IDF-Definition fast jeder zweite Deutsche vom Metabolischen Syndrom betroffen ist. Nach der Definition des NCEP sind es nur halb so viele, also etwa 25 Prozent.
Messung des Bauchumfangs
Auch wenn Experten bis heute über die genauen Grenzwerte diskutieren, sind die Zusammenhänge zwischen den Symptomen als solche anerkannt. „Grenzwerte sind immer nur ein Anhaltspunkt“, erklärt Gerd Hofmann, Arzt für Innere Medizin in München. Denn das Erkrankungsrisiko erhöht sich bei Überschreitung eines Grenzwertes nicht sprunghaft. „Die Übergänge sind fließend“, so Hofmann. Wer seinen Bauchumfang selber misst, kann sich deshalb an groben Grenzwerten orientieren. Die liegen laut Hofmann bei Frauen um die 90 und bei Männern um die 100 Zentimeter. Darüber steigt das Risiko für Diabetes und Herzinfarkt erheblich. Entscheidend für die Messung ist natürlich, dass man auch die Taille trifft. Diese befindet sich in der Mitte zwischen dem untersten Rippenbogen und dem Beckenkamm. An dieser Stelle wird das Maßband in gerader Linie um den Körper herumgelegt.
Gefährliches bauchbetontes Übergewicht
So gemessen, ist der Bauchumfang ein gutes Werkzeug, um die Fettverteilung im Körper zu beschreiben. Diese hat - anders als lange angenommen - einen weitaus größeren Einfluss auf Herz-Kreislauferkrankungen als Übergewicht an sich. Sitzen die Fettpolster vor allem an der Hüfte, den Oberschenkeln und dem Gesäß, beschreibt der Volksmund das als typisch weibliche „Birnenform“, die gesundheitlich weniger bedenklich ist. Deutlich gefährdeter ist der „Apfeltyp“, der sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu beobachten ist. Hier sitzen die Fettzellen vor allem an den inneren Organen und wirken sich ungünstig auf den Stoffwechsel aus. Denn das innere Bauchfett produziert sehr viel mehr Botenstoffe und Hormone als gewöhnliches Fettgewebe. Diese können beispielsweise Entzündungsprozesse fördern und den Zucker- und Fettstoffwechsel stören.
Auf diese Weise beeinflusst das bauchbetonte Übergewicht also auch die übrigen Komponenten des metabolischen Syndroms. Und je mehr Symptome sich zeigen, desto dringlicher wird es, etwas dagegen zu unternehmen. Die gute Nachricht: Durch eine Änderung der Lebensgewohnheiten lassen sich alle Fliegen mit einer Klappe schlagen. Denn regelmäßige Bewegung und eine fettbewusste Ernährung mit viel Obst und Gemüse beeinflusst jedes einzelne Anzeichen des Syndroms.
Metabolisches Syndrom: Sport und Diät helfen
„Das wichtigste Ziel der Behandlung ist, Übergewicht abzubauen“, erklärt die Bonner Ernährungswissenschaftlerin Claudia Laupert-Deick. Schon allein dadurch können sich Blutzuckerspiegel, Blutdruck und in den meisten Fällen auch die Fettwerte normalisieren. „Eine Ernährungstherapie in Kombination mit mehr Bewegung ist für alle Krankheitsbilder die erste Wahl“, betont Laupert-Deick: „Erst wenn die Möglichkeiten des Lifestyle-Changing keinen Erfolg bringen, sollte eine medikamentöse Therapie beginnen.“ In der Praxis sehe das allerdings anders aus, kritisiert die Ernährungsberaterin. Häufig würden sofort Medikamente verschrieben. Ein Allheilmittel, mit dem sich alle Symptome des „Tödlichen Quartetts“ behandeln lassen, gibt es bislang allerdings nicht. Im Gegenteil: Bestimmte Bluthochdruckmittel können als Nebenwirkung beispielsweise zu einer Gewichtszunahme führen. Nicht zuletzt deshalb ist es wichtig, dass Arzt und Patient stets alle Komponenten des Metabolischen Syndroms im Blick behalten.
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