In einer Studie der Charité Berlin fanden Wissenschaftler heraus, dass bei der Verarbeitung von Sprache mehrere Gehirnregionen zusammenwirken. Diese Erkenntnis könnte vor allem bei der Behandlung von Hirninfarkten hilfreich sein. Hier achteten Experten bisher eher auf motorische Ausfallerscheinungen. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de stellt die neuen Erkenntnisse vor, die zukünftig dazu beitragen könnten, dass Mediziner Hirnregionen gezielter untersuchen können.
Das Zusammenspiel unterschiedlicher Gehirnregionen während der Verarbeitung von Sprache zeigt jetzt eine gemeinsame Studie der Charité-Universitätsmedizin Berlin und des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften Leipzig, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, kurz DFG, gefördert wurde. Bislang waren vor allem Sprachfunktionen der Hirnrinde, des sogenannten Kortex, bekannt. „Wir konnten zeigen, dass weitere, in der Tiefe des Gehirns gelegene Strukturen an der inhaltlichen und grammatikalischen Analyse von Sprache beteiligt sind“, sagt Studienleiter Fabian Klostermann, Oberarzt an der Klinik für Neurologie der Charité.
Tiefe Hirnstrukturen und Hirnrinde beirken die Sprachverarbeitung
Für die in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Neuron“ veröffentlichte Studie wurde bei 22 Personen die Aktivität von Nervenzellen in der Hirnrinde und in tiefen Hirnstrukturen aufgezeichnet. Die Messungen erfolgten bei Patienten, die aufgrund neurologischer Bewegungsstörungen mit dem Verfahren der tiefen Hirnstimulation behandelt wurden. Dabei implantieren Experten Elektroden in Areale der Basalganglien und des Thalamus. Das sind unterhalb der Hirnrinde gelegene Strukturen, deren Beteiligung an der Verarbeitung von Sprache kontrovers diskutiert wird.
Da während eines kurzen Zeitraums nach der Operation die Kabel der Elektrodenimplantate einfach zugänglich sind, konnte die bioelektrische Aktivität der umgebenden, ansonsten unzugänglichen Nervenzellverbände aufgezeichnet werden. Während dieser Messungen hörten die Versuchsteilnehmer Sätze, die zum Teil inhaltliche oder grammatikalische Fehler enthielten und deren Richtigkeit zu beurteilen war. Das Ergebnis: Über die Elektroden wurde angezeigt, dass das Erkennen sowohl der Satzstruktur als auch des Satzinhalts in Kooperation von Gehirnrinde und Thalamus geleistet wird. In den Basalganglien wurde hingegen keine Aktivität gemessen.
Erkenntnisse über Sprachverarbeitung haben Auswirkungen
„Das Ergebnis modifiziert einflussreiche Konzepte zur Biologie der Sprache“, erklärt Klostermann. „Ganz praktisch folgt, dass man bei Defekten des Thalamus, beispielsweise durch Hirninfarkte, vermehrt auf Symptome achten sollte, die weniger selbstverständlich erscheinen als die üblichen motorischen oder sensiblen Ausfälle, insbesondere auf Störungen des sprachlichen Denkens.“
Die imedo-Gesundheitsnews informieren, dass Hirntumore sich im Blut nachweisen lassen und erlerntes Wissen nicht verloren geht.