Was haben Extremsport und Gesundheit gemeinsam? Die schnelle Antwort wäre vermutlich: nicht viel. Im Gegenteil, spontan würde man behaupten wollen, dass Extremsportler ihre Gesundheit riskieren. Mit etwas Nachdenken ist die Antwort jedoch eine völlig andere, denn es gibt keine extremere Herausforderung als das Leben selbst, und wo sollte man gefahrlos Erfahrungen sammeln, wenn nicht im Spiel?
Kinder lernen durch Spielen sich selbst und ihre Umwelt kennen. Spiele sind Simulationen. Sie repräsentieren Aspekte des Lebens im Zeitraffer, sportliche, geistige oder soziale, oft alle miteinander. Als Erwachsener ist meist nur noch das tägliche Leben die Quelle für Erfahrungen, aus denen Einsichten gewonnen werden können. Das ist unzureichend und letztendlich riskant! Denn wer aufhört zu spielen läuft Gefahr, dass sein Leben nicht ausreicht, um lebenswichtige Einsichten zu gewinnen, durch die man es vielleicht besser hätte gestalten können. So könnte es passieren, dass man sich irgendwann vielleicht sagen muss: Hätte ich doch nur früher …
Das sportliche Ausloten der persönlichen Grenzen (und Tiefen) ist ebenfalls ein Spiel. Ich habe zweimal an einem der extremeren Art teilgenommen, dem Race Across America (RAAM). Das RAAM ist ein Einzelzeitfahren. Über 4800 km müssen im Alleingang in weniger als 12 Tagen mit dem Rennrad bewältigt werden. Einmal quer durch die gesamten USA, von der Westküste bis zur Ostküste. Beide Male habe ich in den jeweils 11 Tagen, die ich dafür brauchte, mehr lebensverändernde Einsichten gewonnen, als im normalen Leben über inzwischen ein halbes Jahrhundert. Bei beiden Teilnahmen lebte ich ein (fast) in sich geschlossenes Extraleben, jedes Mal mit einem exakten Anfang und einem Ende, dazwischen lief alles wie im Zeitraffer.
Heute glaube ich, dass die Geschwindigkeit, mit der die Rennereignisse aufeinander folgten, mir Zusammenhänge offenbarte, die ich im täglichen Leben nicht wahrgenommen oder ignoriert hatte. Ein Tag in diesem „Extraleben“ war wie 10 Jahre im normalen. Drei Tage falsche Ernährung im Rennen, und man hat verloren, 30 Jahre im normalen Leben, und dasselbe passiert – dann doch besser nur im „Spiel“. Aufgrund meiner Rennstrategie schlief und pausierte ich außergewöhnliche 90 Stunden insgesamt während des Rennens und kann mich an jeden Augenblick exakt erinnern. Die Konkurrenten gönnten sich nur 10-20 Stunden an Pause über das gesamte Rennen und die meisten von ihnen litten unter Paranoia-Attacken und haben Gedächtnislücken. Heute weiß man, dass chronischer Schlafmangel zum Beispiel zu Alzheimer führt …; die Parallelen sind offensichtlich.
Ich fuhr das Race Across America beide Male mit der Methusalem-Strategie, die ich entwickelt hatte, um die Chance zu erhöhen, auch mit 100 Jahren körperlich und geistig fit zu sein. Als das härteste Ausdauerrennen der Welt bot das RAAM den idealen Rahmen, um spielerisch eine Strategie zu testen, die auch den extremen Herausforderungen des normalen Lebens gewachsen sein sollte. Das RAAM als Metapher fürs Leben, das Leben als Spiel im Zeitraffer!
Das Ziel der Methusalem-Strategie: in sehr hohem Alter ohne Medikamente noch körperlich und geistig fit zu sein. Das Ziel beim RAAM: körperlich und geistig fit, ohne den Einsatz von Medikamenten, die Ziellinie zu überqueren. Beides ist unglaublich, beides scheint kaum machbar. Doch die Methusalem-Strategie bewährte sich beim Rennen. Der Mythos RAAM geriet ins Wanken, das extremste Radrennen der Welt war ohne zu leiden, ohne Medikamente und mit einem fröhlichen Lächeln im Gesicht machbar. Zweimal!
Inzwischen haben es viele andere mir nachgemacht. Denn über die erste Teilnahme schrieb ich ein Buch (Herausforderung Race Across America). Über die zweite drehten wir einen Film, um das unglaubliche festzuhalten. Der Titel „Du musst nicht siegen, um zu gewinnen“, reflektiert einen wichtigen philosophischen Aspekt der Strategie, denn nur mit Gelassenheit kann man erfolgreich sein.
Es war beide Male eine gewaltige körperliche und mentale Herausforderung, aber gerade deshalb war das Ergebnis so eindrucksvoll. Dabei fand jedes Element der Methusalem-Formel seine Entsprechung in meiner Renntaktik.
Ich bin seither mehr denn je davon überzeugt, dass die Methusalem-Strategie für jeden im täglichen Leben anwendbar ist. Ich habe sie deshalb für Sie in einem Buch (Die Methusalem-Strategie) zusammengefasst, wenn auch Sie die Herausforderungen des Lebens mit einem Lächeln meistern wollen. Dabei erhöhen Sie auch ihre natürliche Chance, ein paar Jahrzehnte älter zu werden, als es uns in der unnatürlichen Normalität des heutigen Lebens erlaubt zu sein scheint – und das ist eine angenehme Nebenwirkung!
Ich empfehle Ihnen meine Erfahrungen beim Race Across America, ob als Film oder Buch, um die Wirkung der Methusalem-Strategie hautnah zu erleben. Schenken Sie sich oder Ihren Lieben ein paar Lebensjahrzehnte mit der Methusalem-Strategie, denn es sind nur einige wenige Kleinigkeiten, die auf Dauer große Wirkung zeigen. Um diese zu erfahren, gibt es Spiele und Bücher, oder aber das eigene Leben. Allerdings wird das Lebensspiel nur einmal gespielt, weshalb der Extremsport risikoloser ist als das Leben selbst, insbesondere, wenn er das Leben durch gewonnene Einsichten bereichert!
Ich wünsche Ihnen Frohe Weihnachten, viel Spaß beim Lesen und ein gesundes langes Leben,
PD. Dr. med. Michael Nehls