Was viele in der Bevölkerung seit langem vermuteten, bringt eine an der Universität Köln durchgeführte Studie deutlich zum Vorschein: Kassenpatienten warten erheblich länger - dreimal so lange - auf ihren Termin bei einem Facharzt, als Privatversicherte. Das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de berichtet.
Die Studie, durchgeführt am Institut für Gesundheitsökonomie und klinische Epidemiologie kann erstmals wissenschaftlich fundiert nachweisen, dass privat Krankenversicherte bei der Terminvergabe vorgezogen werden. Von Seiten der Facharztpraxen wurde dieser Trend bisher immer bestritten.
In der Studie sind Hausarztpraxen nicht berücksichtigt. Bei ihnen ist es allgemein üblich auch ohne einen vorher vereinbarten Termin im Wartezimmer Platz zu nehmen, an einer längeren Wartezeit stören sich die Patieten dabei nicht. Terminvergabe wird lediglich von Fachärzten praktiziert.
Fachärzte im Großraum Köln wurden von wissenschaftlichen Mitarbeitern des Institutes, als Kassenpatient oder als Privatpatient, telefonisch kontaktiert und nach einem Termin, zu einer von fünf im Vorfeld ausgewählten Untersuchungen gebeten. Die fünf ausgewählten Untersuchungen waren eine Augenuntersuchung, ein Allergie- und Lungenfunktionstest, eine Magenspiegelung, ein Hörtest und eine Magnetresonanztomographie des Knies.
Privatversicherte bekommen einen früheren Termin
Entscheidendes Merkmal waren die Werktage zwischen der telefonischen Kontaktaufnahme und dem erhaltenen Termin. Im Ergebnis zeigen sich deutlich erkennbare Unterschiede, so bekommen Privatversicherte durchschnittlich 24,8 Tage früher einen Termin für eine Magenspiegelung als Kassenpatienten. Der geringste Unterschied ergab sich für die Terminvereinbarung eines Hörtests. Kassenpatienten werden durchschnittlich 4,6 Tage später zur Untersuchung in die Praxis gebeten als Privatversicherte.
Gesundheitssystem ruft starke Unterschiede zwischen Versicherten hervor
Nach Meinung des Institutes sind nicht die behandelnden Ärzte schuld an diesen Missständen, sondern das Gesundheitssystem. Für einen Privatpatienten erhält der Arzt im Durchschnitt etwa 20 bis 35 Prozent mehr als für einen Kassenpatienten.
In Deutschland erleben wir gerade einen historischen Moment in der Geschichte der deutschen Krankenversicherung, sagt der SPD Gesundheitsexperte und Direktor des Institutes Karl Lauterbach. „Bald haben wir amerikanische Verhältnisse.“
Die Studie macht deutlich, dass das derzeitig existierende Gesundheitssystem sich hinsichtlich des Vergütungssystems ändern muss. Die Unterschiede nach denen private und gesetzliche Kassen zahlen sind einfach viel zu groß und müssen angepasst werden. Die Lösung ist ganz einfach, gleiche Honorare für gleiche Leistung - ob Privat- oder Kassenpatient.
Glücklicherweise sind nahezu alle Patienten mit ihren Ärzten zufrieden. Informationen zu diesem Thema finden Sie ebenfalls mit Hilfe der imedo-Gesundheitsnews.