Unser Körper ist ein einmaliger Organismus und ein so komplexes Gebilde, dass viele seiner Funktionen für die meisten ein Leben lang undurchschaubar bleiben. Warum läuft uns die Nase, wenn es kalt ist? Warum kann man sich nicht selbst kitzeln? Wir stoßen immer wieder auf neue Fragen über Eigenschaften und Eigenarten unseres Körpers. In den kommenden Wochen wollen wir ein paar von diesen beantworten und so manchen Mythos enthüllen.
Wer groß und stark werden will, isst Spinat. Das lernt man schon früh, wenn die Eltern einen dazu überreden wollen, diese matschigen grünen Blätter zu essen. Warum wir davon stark werden? Das liegt an der großen Menge Eisen in diesem Gemüse, sagt man. Doch das ist wohl eine der langlebigsten Legenden rund um Ernährung. Und das aus einem einfachen Grund: Schon 1890 ermittelte Gustav von Bunge den tatsächlich gewaltigen Anteil von 35 Milligramm Eisen in 100 Milligramm Spinat. Der Haken an der ganzen Sache ist nur, dass der Wissenschaftler diese Messung an getrocknetem Spinat vornahm, in welchem das Eisen viel konzentrierter vorliegt.
Frischer Spinat hat im Gegensatz dazu zehnmal weniger Eisen. Nur ist das bei der Überlieferung der These leider unter den Tisch gefallen. Natürlich ist Spinat trotzdem gesund, aber das liegt nicht an seinem Eisengehalt. Vielmehr dient Spinat der Vitamin-, Mineral- und Eiweißzufuhr. Man muss seine Kinder also ab sofort damit von den Vorzügen des grünen Krauts überzeugen.