In Deutschland erkranken jährlich 47.000 Menschen an Lungenkrebs. Damit ist das Bronchialkarzinom die häufigste bösartige Krankheit des Menschen. Unter den Todesursachen in Deutschland nimmt es mit 40.000 Fällen den vierten Platz ein. Aber der Kampf gegen den Lungenkrebs ist auch Dank moderner Therapien nicht sinnlos. Das Gesundheitsportal www.imedo.de hat sich mit einer Patientin unterhalten:
imedo:
Welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf, als Sie das erste Mal mit der Diagnose Krebs konfrontiert wurden?
Elke Ehlebracht-Spreen:
Ich bekam die Diagnose Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium, inoperabel, nicht heilbar. Das war ein absoluter Schock. Ich bin damals davon ausgegangen, dass ich in den nächsten Wochen oder Monaten sterben würde. Ich hatte furchtbare Angst vor einem Dahinsiechen, Schmerzen und dem Tod. Ich hatte zu dem Zeitpunkt Atemnot, was eine existentielle Bedrohung und Todesängste hervorgerufen hat. Außerdem empfand ich eine große Traurigkeit, mich von meiner Familie, Freunden und dem Leben verabschieden zu müssen.
imedo:
Wie konnten Ihre Familie und Freunde Sie in dieser schweren Zeit unterstützen?
E. E.-S.:
Besonders mein Mann und meine beiden erwachsenen Töchter haben mich unglaublich unterstützt in dieser Zeit. Ich selbst habe in einem absoluten Schockzustand gelebt und war zunächst zu nichts mehr fähig (Autofahren, Einkaufen oder Telefonate).
Mein Mann hat zum Beispiel alle Anfragen von Freunden, Familie und Beruf "gefiltert" und abgefangen, so dass ich mir den normalen Alltag ganz allmählich zurückerobern konnte. Er hat mich zu allen Untersuchungen und Behandlungen gefahren und begleitet, war immer neben mir. Er hat alle formalen Angelegenheiten, wie zum Beispiel Abrechnungen mit der Krankenkasse und ähnliches geregelt. Meine Familie hat nicht aufgehört, mir Mut und Hoffnung zu zusprechen: "Du schaffst das!" Besonders geholfen hat mir auch der Aufenthalt in der Natur beziehungsweise am Meer. Mein Mann und ich haben in dieser ersten Zeit regelmäßige Spaziergänge und Reisen unternommen, bei denen ich mich erholen und wieder Kräfte sammeln konnte. Meine ältere Tochter, gelernte Krankenschwester, hat mich ganz pragmatisch mit vielen Tipps und Ratschlägen unterstützt, wie zum Beispiel im Zusammenhang mit der Chemotherapie. Abschließend muss ich allerdings sagen, dass kein Außenstehender richtig nachvollziehen kann, was in einem bei so einer Diagnose vorgeht. Also auch die Gespräche mit anderen Betroffenen und meinem Psychotherapeuten haben dazu beigetragen, meine ganze Situation zu verarbeiten.
imedo:
Wie erging es Ihnen während der Chemotherapie?
E. E.-S.:
Rückblickend habe ich, glaube ich, die Chemo ziemlich gut überstanden.
Allerdings ist so eine Therapie insgesamt die Hölle. Durch Begleitmedikamente wird zwar die extreme Übelkeit ziemlich gut unterdrückt, dennoch ist das Allgemeinbefinden schrecklich. Die erste Woche nach den Infusionen war ich nicht in der Lage irgendetwas zu machen und habe sie im Wesentlichen auf dem Sofa verbracht. Auch gut gemeinte Buchgeschenke oder Hörbücher konnten da nicht helfen. Ich konnte mich auf nichts konzentrieren. Nach dieser ersten Woche habe ich versucht, mich wieder aufzurappeln und gleichzeitig zu wappnen für die nächste Infusion. Der Allgemeinzustand (Gewichtsabnahme, Schwäche oder Blutwerte) hat sich von Chemo zu Chemo verschlechtert, so dass wirklich sechs Intervalle eine Obergrenze sind. Zum Glück haben sich meine Tumore während der Chemo um etwa 50 Prozent zurückgebildet, so dass mich der Therapieerfolg entschädigt hat.
imedo:
Wie hat sich Ihre Lebensqualität durch die Einnahme von Erlotinib verändert?
E. E.-S.:
Seit dem ich Erlotinib nehme, haben sich meine Tumore stetig weiter zurückgebildet beziehungsweise sogar ganz aufgelöst, so dass nur noch "diskrete" Reste im CT (Computertomographie) zu sehen sind. Meine sämtlichen Werte und meine Lungenfunktion liegen wieder im Normalbereich. Wenn ich nicht wüsste, dass ich diese Erkrankung habe, würde ich sagen, ich bin gesund. Ich bin ganz normal belastbar, bin wieder berufstätig, treibe Sport und habe mein psychisches Gleichgewicht wieder erlangt. Die Nebenwirkungen durch das Medikament sind tragbar und behindern mich in meinem Alltag nur gelegentlich.
imedo:
Welchen Tipp können Sie aus Ihren Erfahrungen an andere Betroffene weitergeben?
E. E.-S.:
Also, als erstes würde ich sagen, niemals aufgeben!!!
Zum Glück sind die Erkenntnisse der Medizin inzwischen so weit fortgeschritten, dass durch eine kompetente Behandlung eine ganze Menge möglich ist, auch beispielsweise bei Lungenkrebs. Wichtig ist also eine gute medizinische Versorgung beziehungsweise ein Krankenhaus mit Experten zu der speziellen Erkrankung.
Um den Allgemeinzustand zu verbessern und das Immunsystem zu stärken, kann man eine ganze Menge aus dem Bereich Homöopathie und der Chinesischen Medizin tun. Ich habe zum Beispiel nach der Chemotherapie eine Akupunkturbehandlung gemacht, die die Folgen der Chemotherapie (Sensibilitätsstörungen in den Händen und Füßen) positiv beeinflusst hat.
Als besonders wichtig habe ich eine psychotherapeutische Begleitung empfunden. In der akuten Situation ging es darum, Ängste zu verarbeiten, Entspannungs- und Visualisierungstechniken zu lernen. Darüber hinaus ist es eine Chance, die gesamte Persönlichkeit zu stabilisieren und für die psychische Gesundheit zu sorgen, auch wenn die Zusammenhänge einer Krebserkrankung und psychischen Konflikten weiterhin unklar sind beziehungsweise nicht bewiesen werden konnten.
Als letzter Tipp vielleicht noch, das Leben und den Augenblick möglichst genießen, nicht soweit in die Zukunft blicken oder mit dem Schicksal hadern. Dadurch kann sich eine große Zufriedenheit und Dankbarkeit einstellen.
Die imedo-Gesundheitsnews halten weitere Artikel zum Thema Lungenkrebs für Interessierte bereit, beispielsweise den Artikel „Lungenkrebs-Diagnose durch Atemluft“ unter http://gesundheitsnews.aerzte.de/news/102213-lungenkrebs-diagnose-uber-atemluft.
Weitere Informationen für Lungenkrebs-Patienten bietet die Internetseite http://www.der-zweite-atem.de.
Mithilfe der imedo-Arztsuche unter http://www.imedo.de/verzeichnis findet jeder Patient den passenden Arzt.