Zahnmediziner müssen über ein besonders hohes Maß an Empathie verfügen. Das Verhältnis zwischen Patient und Zahnarzt ist ein besonders schwieriges und setzt viel Vertrauen voraus, da gerade die Angst vor dem Zahnarzt weit verbreitet ist, informiert Medizinjournalist Sven-David Müller vom Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de. Doktor med. dent. Friedrich Lampert, Universitätsprofessor und langjähriger Direktor der Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde des Universitätsklinikums der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, erklärt, was für das Verhältnis von Zahnarzt und Patient von Bedeutung ist.
Professor Friedrich Lampert: Mit Sicherheit gibt es keinen Menschen, der nicht im Verlauf seines Lebens zahnärztlicher Hilfe bedurfte. Dass es dennoch Menschen gibt, die diese Hilfe nicht in Anspruch nehmen – es sind zum Glück nur wenige – soll an dieser Stelle nicht thematisiert werden. Eine sehr wichtige Besonderheit des Patienten-Zahnarzt-Verhältnisses ist, dass die Patienten in der Regel allgemein gesund sind. Nur in Ausnahmefällen sind sie wegen der Zähne lebensbedrohlich erkrankt. Somit sind an die Kommunikation zwischen Patient und Zahnarzt besondere Anforderungen zu stellen. Diese Anforderungen werden dadurch verstärkt, dass die zahnärztliche Behandlung rechtlich einer Körperverletzung entspricht. Lediglich die Zustimmung des Patienten befreit sie vom Makel der Rechtswidrigkeit. Ein Patient kann aber nur dann einer Behandlung zustimmen, wenn er mit Behandlungsumständen, dem Behandlungsbedarf und Konsequenzen vertraut gemacht worden ist. Hier gilt es die individuell richtige Sprache zu finden. Die Vergewisserung, dass der Betroffene auch die Inhalte verstanden hat, so dass er sich seine eigene Meinung dazu bilden kann, ist zwingend. Nur so kann der Patient das notwendige Vertrauen entwickeln, das für den Erfolg einer Behandlung, neben der perfekten technischen Durchführung, unbedingt notwendig ist. Von Empathie geprägte Kommunikation ist nicht nur Aufgabe des Zahnarztes oder der Zahnärztin. Sie ist eine Aufgabe aller Mitarbeiter einer Praxis. Darüber hinaus muss erkennbar sein, dass diese Kommunikation das Ziel hat, von Leiden und Beschwerden angstfrei zu befreien und nicht möglichst geschickt eine Verkaufsstrategie zu betreiben.