Experteninterview des Gesundheitsportals www.imedo.de und mit dem Burnout und Aminosäuren Experten Prof. Dr. Jürgen Spona aus Wien
Zunehmende Arbeitsbelastung, Stress und dauerhafte mentale Anspannung sind schon lange nicht mehr das alleinige Problem von Managern – immer mehr Menschen in unserem Gesellschaftssystem leiden mittlerweile unter dem Burnout-Syndrom und verfallen in Folge dessen häufig in eine Depression. Doch so weit muss es nicht kommen: Wissenschaftler wie der Burnout Experte Prof. Dr. Jürgen Spona* weisen auf die Möglichkeiten der natürlichen Aminosäuren hin, die individuell abgestimmt eine wirksame Therapie gegen die Symptome von Burnout und Depressionen darstellen können. Der Redaktionsleiter der imedo-Gesundheitsnews Andreas Köster führte das Interview.
Andreas Köster von imedo.de: Sehr geehrter Professor Spona, wie bedeutend ist das Thema Burnout insgesamt und weiß man, wie viele Menschen in Europa darunter leiden?
Jürgen Spona: Das Thema Burn-out gewinnt immer mehr an Bedeutung, wobei allerdings keine strengen, wissenschaftliche Diagnose-Kriterien festgelegt sind. Vorsichtige Schätzungen gehen aber davon aus, dass mindestens 10 Prozent der arbeitenden Bevölkerung im Laufe ihres Lebens davon betroffen sind. Früher sprach man von der sogenannten „Manager-Krankheit“. Heute geht man aber davon aus, dass der Personenkreis wesentlich größer ist. Er umfasst neben Managern, auch Pflegekräfte, Ärzte, Lehrer, Hausfrauen und Schüler. Im Jahr 2007 gaben mehr als die Hälfte der in Deutschland ärztlich behandelten Patienten psychische Probleme wie Depression oder Burnout als Grund an. Kürzlich erhobene Zahlen sprechen dafür, dass 70 Prozent der Manager in Deutschland an Burnout leiden.
A. Köster von imedo.de: Welche klassischen, therapeutischen Maßnahmen gibt es zur Behandlung des Burnout-Syndroms?
J. Spona: Der Schwerpunkt liegt sicherlich bei psychotherapeutischen Methoden und Anleitung zu Stress-Reduktion. Zuweilen ist auch eine ärztliche Therapie mit Medikamenten notwendig. Auch moderate körperliche Betätigung erwies sich als sinnvoll.
A. Köster von imedo.de: Welche Behandlungsmöglichkeiten existieren neben den klassischen Möglichkeiten, um die Symptome zu bekämpfen?
J. Spona: Eine optimale und gezielte Zufuhr von Nährstoffen hat sich bei Burnout als sehr hilfreich erwiesen. Zahlreiche Forschungsarbeiten konnten die positive Wirkung von Aminosäuren belegen.
A. Köster von imedo.de: Bitte erklären Sie uns ganz kurz, welche Funktion und Aufgaben Aminosäuren im menschlichen Körper haben.
J. Spona: Aminosäuren sind die Bausteine von Eiweiß (Protein) und hiermit essentiell für zahlreiche Körperstrukturen wie Haut, Schleimhäute, Muskeln, Botenstoffe im Gehirn, den meisten Hormonen und allen Enzymen. Man kann sagen, dass im Rahmen der Nahrung Fette und Kohlenhydrate hauptsächlich dem Energieumsatz dienen, während Eiweißstoffe zusätzlich für die Bildung dieser Körperstrukturen wichtig sind, also nicht ersetzt werden können. Diese Strukturen erneuern sich fortlaufend das ganze Leben lang. Man kann sagen: Alle sieben Jahre ist ein Mensch „runderneuert“, der Bedarf ist also enorm.
A. Köster von imedo.de: Gibt es wissenschaftliche Nachweise für den Effekt und die Wirksamkeit von Aminosäuren?
J. Spona: Es gibt zahllose wissenschaftliche Untersuchungen dazu. Eine eigene Forschungsarbeit weist zum Beispiel nach, dass die Erholung von Patienten mit major depression, also schwerer Depression, signifikant schneller verlief, wenn diese Patienten neben einem Antidepressivum zusätzlich Aminosäuren erhielten.
A. Köster von imedo.de: Ist es möglich, durch einen höheren Proteinkonsum so viele Aminosäuren aufzunehmen, dass positive Effekte erzielt werden können?
J. Spona: Im Prinzip sollte das möglich sein, in der Praxis erweist sich dies allerdings sehr häufig als schwierig. Dies gilt vor allem für jene Personen, bei denen die Aufspaltung oder die Aufnahme der Aminosäuren über die Darmschleimhaut nicht gut funktioniert.
A. Köster von imedo.de: Was raten Sie als Wissenschaftler Menschen mit Burnout um festzustellen, ob eine Aminosäure-Substitution in ihrem individuellen Fall hilfreich ist?
J. Spona: Man kann durch eine Blutanalyse eventuelle Aminosäure-Mängel feststellen und daraus Schlüsse für eine eventuelle Substitution mit Aminosäuren ziehen.
A. Köster von imedo.de: Muss die Einnahme von Aminosäure-Präparaten mit anderen Vitalstoffen kombiniert werden? Was muss man beachten?
J. Spona: Es ist sinnvoll, das zu tun. Vitamine und Mineralstoffe sind notwendige Hilfsstoffe für den Aminosäure-Stoffwechsel. Zusätzliche hilfreiche Stoffe sind Pflanzenextrakte, da diese neben den Aminosäuren die zweite Säule bei der Bekämpfung der freien Radikale darstellen, welche die Zellen schädigen können.
A. Köster von imedo.de: Welche Effekte hat die individuelle Aminosäuren-Therapie?
J. Spona: Durch eine solche Aminosäuren-Therapie kann, kurz gesagt, die körperliche und mentale Leistungsfähigkeit verbessert werden. Sie kann auch bei Schlafstörungen hilfreich sein und nebenbei auch die Fettverbrennung ankurbeln und den Heißhunger auf Süßes dämpfen. Auch die Häufigkeit von Infekten nimmt deutlich ab.
A. Köster von imedo.de: Welche Risiken und Nebenwirkungen kann eine solche Aminosäuren-Therapie bergen?
J. Spona: Da es sich bei Aminosäuren um natürliche Bausteine von Eiweiß (Protein) handelt, die der Körper unbedingt benötigt und die Therapie individuell für jeden Einzelnen ermittelt wird, gibt es praktisch kein Risiko und auch keine gravierenden Nebenwirkungen.
A. Köster von imedo.de: Muss eine solche Aminosäuren-Therapie dauerhaft angewendet werden oder ist eine zeitlich begrenzte Kur ausreichend?
J. Spona: In den meisten Fällen bemerkt man die positiven Effekte innerhalb des ersten Monats, wobei zur Festigung aber mindestens eine dreimonatige Aminosäuren-Kur zur Behandlung von Burnout oder Depressionen sinnvoll ist. Wenn allerdings die äußeren Belastungen unverändert bleiben, ist eine dauerhafte Anwendung sinnvoll. Dies hängt von der individuellen Befindlichkeit jedes einzelnen Anwenders ab. Es besteht jedenfalls keinesfalls eine Gefahr einer Gewöhnung oder eines Suchtpotentials.
Auf imedo.de finden Betroffene umfassende Informationen über den Zustand der Erschöpfung im Infocenter „Burnout“.
In der imedo-Gesundheitscommunity können Sie sich mit anderen Menschen in der Gruppe „Depression“ über Erfahrungen und andere Therapiemöglichkeiten austauschen.
„Energie statt Stress: Wege zur Stressbalance“, erfahren Sie in den imedo-Gesundheitsnews, wie Sie eine Überbelastung vermeiden und eine Balance zwischen Anspannung und Entspannung finden können.
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*Prof. Dr. Jürgen Spona promovierte an der Universität Wien im Fach Chemie. Nach seinem Studium war er insgesamt zwei Jahre in den USA als Postdoctoral Fellow und Research Associate an den Universitäten Princeton, Penn State, Cornell Medical School und am NIH tätig. Auf der Basis dieser Tätigkeiten baute er an der Universitäts-Frauenklinik Wien das Hormonlaboratorium auf. Er war Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Experimentelle Endokrinologie, das sich mit Fragen des Aminosäuren-Stoffwechsels und mit der Anwendung von Aminosäuren bei Befindlichkeitsstörungen (Burnout, Depressionen) sowie beim Sport zur Leistungssteigerung beschäftigte.