Alzheimer oder Demenz - die beiden Begriffe werden gerne verwechselt. Dr. Thomas Höhn und das Internet-Gesundheitsportal www.imedo.de erklären, woran man Alzheimer erkennt, welche Auswirkungen die Krankheit hat und welche Maßnahmen präventiv und therapeutisch ergriffen werden können.
Demenz ist nur in 45 Prozent eine „Alzheimererkrankung“. Am zweithäufigsten ist die vaskuläre Form, diese führt zu Blutgefäßveränderungen oder zu Verschlüssen von Gefäßen im Gehirn.
Eine Million Alzheimer-Patienten in Deutschland
Im Jahre 1906 veröffentlichte der deutsche Neurologe Dr. Alois Alzheimer die erste wissenschaftliche Arbeit über die Krankheit des Persönlichkeitsabbaus und des Vergessens. Seitdem wird der Morbus Alzheimer immer häufiger diagnostiziert. Heute leben in Deutschland etwa eine Million Betroffene.
Das Risiko, an einer
Alzheimer-Demenz zu erkranken, verdoppelt sich vom 60. Lebensjahr an alle fünf Jahre. 1,5 Prozent der 60- bis 65-Jährigen sind betroffen, die Anzahl der Kranken steigt ab dem 65. Lebensjahr steil an auf 40 Prozent der über 85-Jährigen. Wenn keine erfolgreichen Behandlungsmethoden und keine geeigneten Vorbeugestrategien entwickelt werden können, müssen wir bis zum Jahr 2010 aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge mit knapp zwei Millionen Alzheimer-Kranken allein in Deutschland rechnen. Die Zahl der an Morbus Alzheimer erkrankten Menschen unter 60 nimmt zu. Bei den Völkern, in denen die Menschen über 100 Jahre alt werden, ist der „Alzheimer“ nahezu unbekannt.
Treten frühzeitig Störungen der Hirnleistung auf, sollte der Arzt aufgesucht werden. Es gibt Kurztests, die bereits ab dem Alter von 40 Jahren Klarheit schaffen können, ob es sich um eine beginnende Demenz, eine Form der Depression oder um Stressschäden handelt. Dann können die weiteren Schritte geplant werden.
Kosten für die Behandlung von Alzheimer
Jährlich kostet ein Patient rund 45.000 Euro – davon tragen die Krankenkassen etwa 2000 Euro, die Pflegekassen 15.000 Euro und die Familien 30.000 Euro. Unser Gesundheitswesen gibt über 15 Milliarden Euro für Behandlung und Betreuung der Alzheimer-Patienten aus. Dennoch wird laut statistischen Angaben nur jeder zehnte demente Heimbewohner ausreichend behandelt. Die Medikamente sind teuer.
Was passiert bei einer Alzheimer-Erkrankung?
Charakteristisch für die Stoffwechselstörung im „Alzheimer-Gehirn“ sind Amyloid-Plaques, harte Ablagerungen an Nervenenden, die durch fehlgeleiteten Eiweißstoffwechsel entstehen. Der Grund dafür ist ein Mangel an Acetylcholin, einem wichtigen Botenstoff des Nervensystems. Zellen des Gehirngewebes versuchen die Plaques über Entzündungsreaktionen aufzulösen. Dabei wird eine große Menge Energie verbraucht, die den Nervenzellen nicht mehr zur Verfügung steht. Der Mangel an Energie und Nährstoffen führt zum Verlust der befallenen Nervenzellen. Die Nerven verkürzen sich, reißen von den Verbindungsstellen ab und bilden an ihren Enden spiralförmige Strukturen. Die Vernetzungen der Hirnnervenzellen werden an immer mehr Stellen unterbrochen. Diese Programmierung scheint nicht umkehrbar zu sein. Ob die Entzündungen Ursache oder Folge sind, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Forscher haben Hinweise darauf, dass die Einnahme von Medikamenten gegen Entzündungen das Geschehen verzögern und milder verlaufen lassen.
Was sind die Ursache und Symptome von Alzheimer?
Über die Ursachen der Krankheit ist nicht viel bekannt. In Frage kommen beispielsweise Aluminiumverbindungen im Gehirn, Entzündungsreaktionen, ausgelöst durch Viren, Bakterien und die Kombination mehrerer Faktoren.
Was kann die Verwirrtheit auslösen?
- fieberhafte Infektionen (Harn- oder Atemwege, Hirnhäute)
- Elektrolyt-Entgleisungen (Kalium, Calcium, Natrium, etc.)
- Wassermangel
- Stoffwechselkrankheiten und hormonelle Störungen
- Unterzuckerung
- Eiweißmangel und andere Ernährungsdefizite (Vitamine B6, B12, Folsäure, Vitamin E)
- Herzrhythmusstörungen mit Hirnembolien durch fortgeschleppte Blutgerinnungsklümpchen und andere Störungen im Herz-Kreislaufsystem (Bluthochdruck, Herzmuskelschwäche)
- zu wenig rote Blutkörperchen
- Zustand nach Schlaganfall, Tumor, Bluterguss im Gehirn (nach Unfall)
- Anfallsleiden (Epilepsie)
- Alkohol, andere Drogen und deren Entzugssymptome
- Schlafentzug
- Blutgefäßerkrankung („Verkalkung“)
- Parkinsonerkrankung
Es gibt Hinweise, an denen man eine Alzheimer-Erkrankung erkennen kann. Geruchsstörungen, akute Denk- und Orientierungsprobleme und wenn Personen immer dieselben Fragen stellen. Anfangs werden solche Störungen noch selbst bemerkt und korrigiert, eventuell auch als „kleiner Scherz“ bezeichnet. Später kommen Angst, Scham, Depression, Unruhe und in seltenen Fällen Aggressionen hinzu. Es folgt der soziale Rückzug. Zieht sich ein Mensch unter fadenscheinigen Gründen zurück und verwechselt Worte oder vergisst Termine, sollte man eine Therapie einleiten.
Alzheimer wird durchschnittlich erst im vierten Jahr nach Entstehung der ersten Symptome diagnostiziert. Das „Vergessen“ verläuft schleichend. Zunächst ziehen die Betroffenen beispielsweise Kleidungsstücke verkehrt herum an. Einfache Alltagshandlungen wie Waschen, Anziehen, Essen können zunehmend nur mit Hilfe anderer durchgeführt werden. In der nächsten Stufe geht das Verständnis für die Sprache verloren. Nahestehende Personen werden nicht oder erst nur mit Zögern erkannt. Monate später kommt vollkommener Erinnerungsverlust der persönlichen Daten wie Geburtstag hinzu. Traurigkeit und Depression können den Prozess begleiten.
Früherkennung sowie rechtzeitige Behandlung und Betreuung können das Leben der Alzheimer-Patienten um mehrere Jahre verlängern und die Lebensqualität verbessern. Verschlechterungen treten später ein und der totale Persönlichkeitsverlust kann verzögert werden. Zwischen Krankheitsbeginn und Tod liegen im Durchschnitt drei bis acht Jahre.
Alzheimer-Diagnose
Sichere Methoden zur Diagnosefindung gibt es noch nicht. Mit der PET, der Bild gebendenden Darstellung des Gehirns, können Mediziner feststellen, wie viel Hirngewebe abgebaut ist. Ein neuer Bluttest, der seit 2008 in Deutschland verfügbar ist, soll zu 80 Prozent eine Frühdiagnose ermöglichen.
Morbus Alzheimer ist vererbbar
Ein bis fünf Prozent der Erkrankten haben einen Fehler im Erbgut. Dieser wird an jeden zweiten Nachkommen weitergereicht. Die genetisch bedingten Alzheimer-Störungen treten früher auf. Das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, ist umso niedriger, desto älter die direkten Verwandten bei Ausbruch der Krankheit sind.
Maßnahmen gegen Alzheimer
Es gibt Möglichkeiten, den Betroffenen zu helfen. Langsames Vorlesen kurzer, leicht verständlicher, bekannter Texte, zum Beispiel aus Kindheit oder Jugend. Worte erzeugen Bilder, die alte Erinnerungsreste aus der Vergangenheit hervorholen. Erkrankten hilft es auch, wenn sie Hobbys aktivieren. Dadurch wird die Geschicklichkeit ausgebaut. Hilfreich ist Musik hören, Musizieren und Singen - allein und mit anderen. Außerdem stärken Gehirnjogging-Übungen das Gehirn. Je höher die Vernetzung im Gehirn, desto länger dauert der Abbau. Stress sollte beim Lernen vermieden werden.
Prävention ist durch Ernährung möglich:
- viel Obst und Gemüse, vor allem Mango und Papaya sowie Avocado und alle einheimischen Gemüsesorten
- wenig Fleisch
- Gewürze: Piment, Paprika und Feldthymian
- Walnüsse und Mandeln
- Farbstoffe aus Pflanzen
- Vitamin E und C, B12, Folsäure sowie Selen.
Alternative präventive Behandlungsmöglichkeiten sind:
- Ausleiten von Schwermetallen
- Leberentgiftung mit Pflanzen wie Löwenzahn, Artischocke, Mariendistel und Flüssighefe (Reformhaus)
- zwei bis drei Liter Wasser pro Tag trinken
- körperlich und geistig aktiv bleiben
- intensiv atmen
- Check-ups beim Arzt alle ein bis zwei Jahre
- Kontakt zu anderen Menschen halten
- hohen Homocysteinspiegel vermeiden
- Blutuntersuchungen des Blutzucker und des Blutbildes
Den Austausch mit Angehörigen von Alzheimer-Patienten ermöglicht die imedo-Gesundheitscommunity durch die Alzheimer-Gruppe. Weitere Informationen über Alzheimer erhalten Sie mit Hilfe des imedo-Medizinlexikons.
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